(Di.,04.09.18/SW) Am vergangenen Freitag kamen die Mitglieder der Asse-2-Begleitgruppe zu ihrer quartalsmäßigen Sitzung zusammen. Diese soll laut Selbstdefinition dazu dienen, die Bevölkerung der betroffenen Region intensiv am Rückholungsprozess zu beteiligen. Ehrenamtlich arbeitende zivilgesellschaftliche Gruppen (ZGV), hauptamtliche kommunale Vertretungen (KV) und unabhängige Wissenschaftler der Arbeitsgruppe Option Rückholung (AGO) diskutieren in diesem Gremium mit Ministerien und Betreibern und sollen im Diskurs mit den staatlichen Stellen nach den besten Lösungen suchen. Was in der Theorie gut klingt, erwies sich aber auch bei dieser Sitzung wieder einmal als kaum durchführbar.
Die VertreterInnen des Bundesumweltministeriums (BMU) glänzten erneut durch Abwesenheit, auch sind sie seit mittlerweile zwei Sitzungen der kommunalen und zivilgesellschaftlichen Vertretung im A2B eine Antwort auf die Finanzierung des Begleitprozesses und dessen Koordination schuldig. Die Folgeverträge für die dringend benötigten Wissenschaftler befinden sich nun endlich in der Ausschreibung, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat sich darauf beworben. Ob eine bruchlose Weiterarbeit möglich ist, konnte am Freitag noch niemand bestätigen.
Dennoch berichtete das KIT im Rahmen der noch bis 30.09. bestehenden Verträge aktuell über die AGO-Stellungnahme zur vorgezogenen Rückholung des Atommülls aus der Kammer 7/725 und fordert jetzt eine Stellungnahme dazu von der BGE, da hier diverse technische Fragen ungeklärt blieben. Desweiteren wurden die Messergebnisse aus dem Jahr 2017 in einem Gebirgsbeobachtungsgespräch am 28. Juni und in einem Bericht über das Lösungsmonitoring vorgestellt. Die Ergebnisse sind beunruhigend, denn offensichtlich haben die bisherigen Verfüllmaßnahmen den Berg nicht wie erhofft zum Stillstand bringen können. Es trete ein sog. „Stick-Slip-Effekt“, ein wechselseitiges Anrutschen und Festhängen einzelner Salz- und Gesteinsschichten, auf. Das Leipziger Institut für Gebirgsmechanik teilt die Auffassung, dass die bisherigen Maßnahmen nicht über eine längere Zeitdauer hinreichend seien, da das Gebirge permanent arbeite und mahnt hinsichtlich der Rückholungs-Planungen zur Eile.
Zu den durchgeführten Stabilisierungsmaßnahmen zählte auch die vor zwei Jahren stark umstrittene Verfüllung der 2. südlichen Richtstrecke nach Westen auf der 750m-Sohle. Zu den dort jetzt „unerwartet“ höher gemessenen Lösungsmengen äußerte der Hydrogeologe Ralf Krupp, dass die AGO dieses sehr ernst nehme und sich auf ihrer nächsten Sitzung vorrangig mit dieser Problematik beschäftigen wolle. Krupp gehörte vor 2 Jahren zu den Kritikern dieser Stabilisierungsmaßnahme und sieht seine Annahmen jetzt bestätigt. Die BGE widersprach auf der Sitzung dieser Kritik, es habe sich nicht das Lösungsaufkommen erhöht, sondern das Fassungsvolumen der Auffangstelle.
Auch bei den vorgestellten Ergebnissen der AG Umgebungsüberwachung musste die AGO Wasser in den Wein gießen. Thomas Ege und Michael Fuß vom BfE schlossen ihre Präsentation über die Messergebnisse der Immissionen mit dem Ergebnis, dass die Werte rund um die Asse nicht von denen des übrigen Bundesgebietes abweichen würden. Ihnen warf der Professor für physikalische Chemie Rolf Bertram (AGO) vor, dass die Messmethodik zwar den gesetzlichen Vorgaben entspräche, aber völlig antiquiert sei. Die Verordnungslage sei in Bezug auf den Schutz der Bevölkerung nicht ausreichend, da sie die Beta-Strahler nicht berücksichtige und das Problem der Anreicherung bei dieser Messmethode nicht erfasst sei. Bertrams Conclusio: „Man kann auch sagen, dass diese Methode ein falsches Bild erzeugen könnte.“