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MOX-Transport nach Grohnde - Widerstand etabliert sich im Weserbergland

(Mo., 19.11.12/SW) Hochgefährliche atomare Fracht mit 130kg Plutonium durch halb Europa unterwegs: das Schiff mit abgelaufenem Sicherheitszertifikat und ausgeschaltetem Kollisionsverhütungssignal, auf Norddeutschlands Autobahnen rast Nuclear Cargo Systems im Novembernebel mit hoher Geschwindigkeit durch die Nacht. Wozu? Statt sich dem Problem der unnötigen Strahlenbelastung öffentlich zu stellen, empfiehlt die Abteilung für Reaktorsicherheit des BMU*, die Transportgenehmigungen künftig vor der Bevölkerung zu verheimlichen! Warum?

Weniger mit wirklich diesen Fragen im Kopf als mit 'ner mittlerweile gehörigen Portion berechtigter Wut auf Energiekonzerne und politisch Verantwortliche im Bauch machte sich auch die Arbeitsgemeinschaft am vergangenen Sonntag auf den Weg nach Grohnde. Einladend und gemütlich wirkte das Protestcamp im herbstlichen Nass neben den riesigen Kühltürmen des AKW. Für 200 Menschen aus nah und fern hatte es ein gutes Nachtlager geboten, bis am Sonntagvormittag die ersten Nachrichten aus den Küstengewässern über den Castor-Ticker kamen. In der deutschen Bucht hatte sich das Greenpeace-Schiff Beluga II vor die „Atlantic Osprey“ mit ihrer strahlenden Fracht gesetzt, trotz eisiger Wassertemperaturen drei Schwimmer_innen mit Plakaten abgesetzt und somit zumindest die Einfahrt in die Wesermündung verzögert. Erst um 15:12 Uhr meldete der Ticket das Anlegemanöver am RoRo-Kai in Nordenham. Doch dann konnten die beiden LKW mit den plutoniumhaltigen Brennelementen auch nicht anlanden, denn es hingen Aktivist_innen unter dem Ausleger und Robin Wood mit Tripod auf dem Anleger.

Spätestens jetzt machten sich auch Atomkraftgegner_innen aus dem “Weltatomerbe Braunschweiger Land“ auf den Weg, einige sogar mit ihren Treckern! Da bereits in der vergangenen Nacht eine entscheidende Zufahrtsstrecke durch Treckerblockaden unpassierbar gemacht wurde, waren insbesondere Landwirt_innen der Polizei um Grohnde ein Dorn im Auge. Das ging sogar soweit, dass sie sich mit einem Räumpanzer vor einem Rübenroder querstellten und somit eine Zeitlang die B83 blockierten und den Verkehr zum Erliegen brachten. So etwas hatte dieser völlig „unbescholtene“ Landwirt seinen Lebtag wohl noch nicht erlebt, wenn er einfach nur seiner Arbeit nachgehen wollte. Da die Polizei letztlich nicht überall sein kann, war zumindest den Nachmittag über die nördliche Zufahrt zum AKW ebenfalls durch chaotisch geparkte Trecker blockiert und die letzte freie Zufahrt nur noch von Süden über Grohnde möglich. An der hier stattfindenden Mahnwache befanden sich ca. 50 Menschen, als ganz in der Nähe plötzlich und zufällig Trecker aus einer Seitenstraße kamen und auf der Zufahrtsstraße auf eine ihnen begeistert entgegenlaufende Ansammlung fröhlicher Menschen traf. Für zwei Stunden galt auch hier: nichts vor und nichts zurück. So ging das Katz-und-Maus-Spiel stundenlang, die Polizei verweigerte immer wieder Zugang zu angemeldeten Mahnwachen und beraubte Menschen ihrer Bewegungsfreiheit. Mal sehen, ob dies noch ein gerichtliches Nachspiel haben wird... 

Auch direkt unter die LKWs mit den Brennelementen versuchten sich noch Aktivist_innen anzuketten, bevor die Transporte gegen 00:00 Uhr das AKW-Gelände erreichten. Jedenfalls haben wir es deutlich schwerer gemacht als noch vor acht Wochen und das lässt hoffen! Besonders erfreulich war, dass nicht nur die Zahl der Demonstrierenden gegenüber dem letzten MOX-Transport deutlich höher war, sondern dass sich sehr viele junge Menschen an den Protesten beteiligt haben. Dass zeigt, dass der Atomausstieg noch lange kein Thema von gestern ist. Wir bleiben dran und lassen nicht nach!

Film von graswurzel-TV: MOX-Transport ins AKW Grohnde

Presse: Die Welt 19.11.12 Mox-Transport: Polizei räumt Blockaden in Nordenham und Grohnde | HAZ 19.11.12 Proteste bei MOX-Transport in Nordenham 

*Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit