(Mo, 20.08.18/MN) Im Juli konnte man mit großem Erstaunen und auch Fassungslosigkeit die Einschätzung der Reaktorsicherheitskommission (RSK) lesen, dass die Risse in den grenznahen, maroden Reaktoren Tihange 2 und Doel 3 in Frankreich „die Sicherheit dieser Meiler nicht beeinträchtigen“. Das Bundesumweltministerium (BMU) zog darauf rasch die Schlussfolgerung, dass die Forderung nach Abschaltung von Tihange 2 und Doel 3 jetzt „durch nichts mehr zu rechtfertigen sei“.
Inzwischen steht die Einschätzung der RSK in einem zweifelhaften Licht, denn es wurde bekannt, dass mehrere RSK-Mitglieder bei Nuklearfirmen wie EON und EDF/Framatome beschäftigt sind, die direkt oder indirekt ein Interesse am Weiterbetrieb von Tihange und Doel haben. Vor diesem Hintergrund rufen Anti-Atom-Initiativen und Umweltverbände zur Anti-Atom-Mahnwache am Donnerstag, den 30.08.2018 von 17-18 Uhr in Bonn auf - am Eingang BMU, Robert-Schuman-Platz. Der Protest will deutlich machen:
- AKW Tihange 2 und Doel 3 sind weiterhin brandgefährlich!
- Bundesumweltministerium darf nicht verharmlosen!
- Brennelemente-Exporte stoppen!
- Uranfabriken schließen!
Die Forderung nach Abschaltung der belgischen Schrottmeiler Doel und Tihange bleibt daher brandaktuell, z.b. jüngst bestärkt durch die Landesregierung von Rheinland-Pfalz. Allgemeine Zeitung: Rheinland-Pfalz fordert weiter Abschaltung der belgischen Schrottmeiler Doel und Tihange
Konkrete Forderungen an das Bundesumweltministerium zum Umgang mit der RSK und zum Export von Brennelementen nach Belgien finden sich im Aufruf zur Mahnwache.
Aktuell gehen die Transporte von der Brennelementefabrik in Lingen in ausländische Reaktoren mit Genehmigung der Bundesregierung ‚munter weiter‘. Jüngst gab es einen Export von Brennelementen in die Schweiz. Ihren Protest gegen die fortwährenden Transporte bzw. Exporte von Brennelementen aus Lingen ins Ausland machten Anti-Atom-Initiativen am 15. August in der Region Lingen ebenfalls durch eine Mahnwache deutlich (siehe Artikel Lingener Tagespost).
Damit nicht genug: In der bundesweit einzigen Urananreicherungsanlage in Gronau (Westfalen) wurden Waffen gefunden. „Wollte Nordhorner in Atomfabrik Waffen bauen?“, so titeln die Grafschafter Nachrichten in der Region Bentheim vom 17. August 2018.
Hier hat offenbar das Sicherheitskonzept des Betreiberkonzerns Urenco völlig versagt. „Es ist unglaublich, dass in diese hochsensible Atomfabrik Waffenmaterial unentdeckt eingeschleust werden kann. Der Vorfall muss umfassend aufgeklärt und die Bevölkerung vollständig informiert werden.“ Kritik übt Buchholz auch an der zuständigen Atomaufsichtsbehörde in Düsseldorf: „Anfragen zu den aktuellen Vorgängen in der Urananreicherungsanlage wurden nicht beantwortet.“, so Udo Buchholz vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU). Er fordert personelle Konsequenzen und bekräftigt die Forderung nach der sofortigen Stilllegung der Anlage.