(Mi., 18.04.18/MN) Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima - Benefizkonzert für Tschernobyl- und Fukushima-Kinder. Am Sonntag, 15.04. um 17 Uhr füllte sich die Kirche St. Martini / Braunschweig trotz wunderbarstem Frühlingswetter mit gut 100 Zuhörern, die andächtig und aber auch mit munterem Klatschen und Mitmachen das abwechslungsreiche Benefizkonzert des Chores „KissSingers“ aus Kissingen genossen. Das Konzert war ein Teil der umfangreichen Veranstaltungsreihe im Rahmen der Europäischen Aktionswochen für eine Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima in der Region Braunschweig.
Die KissSingers bestehen als Chor seit dem Jahr 2002, er wird von Frau Olga Jesske geleitet und hat ca. 37 Mitglieder. Sie verstehen sich nicht nur als reiner Gospelchor, sondern bieten ein breites Repertoire aus Gospel, Klassik, Rock und Pop.
Mit Musik, mahnenden Worten, Gedichten und dem Bericht des japanischen Zeitzeugen Takashi Kunimoto erinnerte das Programm an die Strahlenopfer der Reaktorkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima; so auch die eindrücklich vorgetragenen Worte aus dem Gedicht „Hilf‘ mir“ einer japanischen Schülerin aus Fukushima: Durch den Tsunami habe ich Freunde verloren. Ich kämpfe mit der Radioaktivität. Mit 16 bin ich bereit für den Tod. Wie kann ich die Wahrheit über Fukushima möglichst vielen mitteilen? Diese drängenden Fragen greifen die „Europäischen Aktionswochen“ auf und wollen darauf aufmerksam machen, dass weiterhin viele Menschen unter den Folgen dieser Katastrophen leiden.
Wir haben die Verantwortung, diese Menschen nicht zu vergessen und auf ihre Erfahrungen zu hören, verdeutlichte Projektleiter Paul Koch die Zielsetzung der jährlich stattfindenden Aktionswochen. Dass die Menschen in Fuhushima nach wie vor leiden und ihr Leiden zunimmt durch steigende Erkrankungen an Schilddrüsenkrebs und anderer Folgeerkrankungen der radioaktiven Verseuchung der Region Fukushima, darauf verwies Takashi Kunimoto. Gleiches gilt ebenso für die Region um Tschernobyl. Und er erinnerte ebenfalls daran, dass auch die Region Braunschweig / Wolfenbüttel in Mitleidenschaft gezogen ist durch die Atomprojekte in der Region, sei es die ASSE, wo es drängt, den atomaren Müll zu bergen oder sei es das Projekt Schacht KONRAD, wo es darum geht, die Inbetriebnahme als Atommülllager zu verhindern. Schacht KONRAD war gerade von ihm im Rahmen einer Führung besichtigt worden.
Trotz des berichteten Leids wurde das Konzert mit einem kraftvollen „Oh happy day“ beendet, denn gerade die Erinnerungsarbeit an die beiden Nuklearkatastrophen und auch die Arbeit gegen die Atomprojekte in unserer Region braucht Kraft und Hoffnung, dass wir erfolgreich sein werden.
Zum Abschluss bat Paul Koch um großzügige Spenden für die Schwächsten der Opfer, nämlich die Kinder. Der Spendenerlös des Konzerts wird je zur Hälfte für Fukushima-Kinder (über „Deutsch-Japanische Gesellschaft Dortmund“) und Tschernobyl-Kinder (über den Verein „Gemeinsam in die Zukunft“ [Prina/Sachsen]) aufgeteilt. Und er machte auf die noch geplanten Veranstaltungen bis zum 26.04., dem Tag der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl, aufmerksam; u.a. zwei Autorenlesungen, eine davon am kommenden Samstag, den 21.04. mit Heike Sabel, die aus ihrem neuen Buch “Alles wird gut - Gedichte und Geschichten sowie Interviews von und mit Tschernobylkindern“ um 16 Uhr im Rathaussaal Wolfenbüttel lesen wird.