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Gelebter Widerstand

(17.06.11/Sg) Bleckenstedt ist ein Dorf wie jedes andere. Ein ähnlicher Ort wie Sauingen oder Üfingen. Sie unterscheiden sich nicht stark voneinander. Natürlich verhält es sich wie mit dem Neugeborenen, es ist das schönste Kind der ganzen Welt. Die DorfbewohnerInnen leben und arbeiten hier, haben sich eingerichtet, gehen zum Sportverein oder treffen sich sonntags in der Kirche. Ihre Gärten sind je nach Geschmack mit Blumen oder Gemüse bepflanzt. Wer sein Dorf verlässt, tut das in der Regel freiwillig, vielleicht durch einen Arbeitsplatzwechsel, die Lust auf Stadtleben oder eine Heirat. Doch die meisten wohnen und wirtschaften seit Generationen in ihren Dörfern. Das kennt man und ich würde jetzt behaupten, das ist in jedem Dorf so. Ich schreibe als ehemalige Dörflerin.

 

Menschen in Katastrophengebieten haben diese Wahl oft nicht mehr. Wir alle wissen dies und trotzdem setzt das Vergessen darüber ein. Nachrichten werden emotionslos gelesen, gehört oder geschaut. Was passiert da, frage ich mich, warum berührt es uns nicht viel stärker? Letztens habe ich einen Artikel über Bewältigungsstrategien bei Katastrophen gelesen, ein Journalist antwortete im Interview, dass es völlig normal ist Normalität durch Alltag herzustellen, dass versuchen auch die Menschen in Katastrophengebieten, um wieder Orientierung und Stabilität in ihr Leben zu bekommen.

Auch wenn man bereits im Atomklo der Nation wohnt, hofft man letztendlich doch, dass alles gut geht. Ich denke, es liegt an dem Unvorstellbaren, dass uns die Katastrophe treffen könnte. In acht Jahren soll in KONRAD eingelagert werden, (was wir verhindern wollen), die ASSE ist havariert (was wir aufgedeckt haben) und Morsleben wird als Endlager ausgebaut (wir stellen uns dem Erörterungstermin). Trotzdem leben wir hier vor Ort weiterhin ein ganz normales Leben. Fukushima ist in den Medien bereits zur Randmeldung geworden.

 

Doch genau hier, in Bleckenstedt, Sauingen und Üfingen ist etwas anders. Hier wohnt der Widerstand. In den letzten zwei Jahren ist er kraftvoll angewachsen. Wichtiges Equipment im Widerstand ist das Bild. „Ich zeige was ich von dieser lebensfeindlichen Atomkraft halte!“ Gelbe Tonnen, ASSE-As, und Atomkraft Nein- Danke Fahnen in Gärten, auf Straßen und im Fenster, oder Buttons und Aufkleber mit eindeutiger Aussage, sind wichtige Symbole gegen das Vergessen, für die Mahnung, was hier passiert und sich abspielen soll. 

Und genau das zeigen auch die Dörfer rund um Schacht KONRAD. Die Region setzt Zeichen, zeigt Flagge und werden es weder kampflos hinnehmen, noch verstummen. Auch wenn der Alltag das Thema überdeckt, was da ist, ist der beständige Hinweis, dass das Unvorstellbare hinter unserem Gartenzaun lauert. Bleckenstedt, Üfingen und Sauingen sind deshalb ähnlich, weil der Widerstand sichtbar zum Leben gehört.