Update: Die hier angekündigte Unterrichtung im Umweltausschuss findet NICHT statt, sondern wurde lediglich schriftlich vorgelegt (pdf hier).
(Mi., 08.06.2016/UT) Am Montag, 13. Juni 2016 (update s.o.) findet im Niedersächsischen Umweltausschuss in Hannover eine Unterrichtung zum Atomkraftwerk Grohnde statt. Just an diesem Tag sollen auch die Reparatur- und Überprüfungsarbeiten an den Kühlpumpen endgültig abgeschlossen sein. Dann will E.on den Reaktor wieder hochfahren. Ob der Wunschtermin des Betreibers jedoch zu halten ist, darüber hat jedoch erstmal - als zuständige Aufsichtsbehörde - das Niedersächsische Umweltministerium (NMU) zu befinden. Das gibt sich verhalten: „Über eine Zustimmung zur Wiederinbetriebnahme der Anlage kann erst nach Abschluss dieser Prüfungen und nach Vorliegen aller Nachweise entschieden werden“, verlautbart es auf seiner Internetseite.
Die Aufmerksamkeit des NMU scheint geschärft. Wohl nicht nur, weil bei den Revisionen der letzten Jahre jedes Mal meldepflichtige Schäden entdeckt wurden, die das Wiederanfahren des Reaktors verzögerten, sondern auch weil die Störfälle am AKW Grohnde unter akribischer Beobachtung von Atomkritikern stehen. Diese registrieren mit großer Sorge die immer schneller werdenden Verschleißprozesse des Reaktors. 2014: Totalschaden an einem Generator; 2015: Defekte an den Drosselkörpern, die den Kühlwasserstrom an den Brennelementen regeln... In diesem Jahr hatten „Undichtigkeiten“ an Rohrverschraubungen einen längeren Stillstand bereits angekündigt. Danach stellte sich heraus, dass eine der vier Nachkühlpumpen nicht funktionstüchtig war. Die Diagnose: Materialabtrag. Offenbar haben sich Metallteilchen gelöst, die nun unkontrolliert im Reaktor vagabundieren. Das NMU ließ externe Experten hinzuziehen und ordnete eine Überprüfung aller vier Nachkühlpumpen an.
Dieser Prozess soll am 13. Juni abgeschlossen sein. Doch was heißt das? Bei jeder Revision werden lediglich die Symptome behandelt, die zufällig zu diesem Zeitpunkt entdeckt wurden. Und wer garantiert, dass alle Mängel gefunden und behoben wurden? Dabei geht der Alterungsprozess unaufhaltsam weiter, auch in den elf Monaten des Jahres, in denen gerade keine Revision stattfindet. Nach Willen der Bunderegierung soll das AKW trotz des hohen Risikos bis zum 31. Dezember 2021 weiterlaufen. Fünfeinhalb Jahre, in denen die Wahrscheinlichkeit einer Katastrophe unkalkulierbaren Ausmaßes stetig wächst.
Bürgerinitiativen der „Regionalkonferenz AKW Grohnde Abschalten!“ appellieren immer wieder mit Aktionen und Briefen an die Niedersächsische Atomaufsicht dieses Mal das Wiederanfahren des AKWs Grohnde nicht zu genehmigen und beim Bund eine sofortige Stilllegung des Reaktors zu erwirken. Es wird daher spannend, welche Position die Landtagsabgeordneten im Umweltausschuss am Montag (update s.o.) beziehen werden.
Die schriftliche Unterrichtung im Umweltausschuss als pdf.
Frühere Artikel zu diesem Thema:
26.5.2016 Kontaminationskontrolle: Grüne Landtagsfraktion in der Warteschlange
23.4.2016 Im AKW Grohnde wieder undichte Stellen entdeckt
Und auf der Seite www.grohnde-kampagne.de
- Stillstand geht weiter: Steht Grohnde vor dem Aus?
- Schluss mit der Flickschusterei - AKW Grohnde muss endlich stillgelegt werden
- Ausgefallene Nachkühlpumpe im AKW Grohnde