(03.11.2016/SW) Bereits im Dezember will das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) nun auch die 2. südliche Richtstrecke vor den Einlagerungskammern vier und acht auf der 750m-Sohle verfüllen. Bei diesem Bereich handelt es sich nicht nur um die Haupteinlagerungssohle, sondern auch um den größten der Laugenzutritte. Diese wurden bisher abgepumpt, doch durch eine Verfüllung der Strecke wird dies erschwert. Die zufließende Lauge wird sich künftig in den – bisher nicht verfüllten – Atommüllkammern aufstauen und darin ansteigen. Der Atommüll bekommt „nasse Füße“, die Rückholung wird dadurch weiter erschwert und das radiologische Risiko erhöht.
Die AG Schacht KONRAD hatte hierzu erst kürzlich eine Pressemitteilung veröffentlich: BfS gefährdet die Rückholung des Atommülls aus der ASSE II.
Zwei Wissenschaftler der AGO (Arbeitsgruppe Option Rückholung), die im Begleitprozess seit Langem davor warnen, sind mit ihrer Kritik jetzt an die Öffentlichkeit gegangen. „Die Notfallplanung des BfS setzt das alte Konzept seiner Vorgängerin, des Helmholtzinstitutes, zur Verfüllung um. Dabei werden die Abläufe aus den Einlagerungskammern in die Begleitstrecken verschlossen und eine zusätzliche Vernässung der eingelagerten Abfälle riskiert“, erläuterte der Anlagenbauer Dr.-Ing. Hoffmann auf einer Info-Veranstaltung des A2K.
Der Hydrogeologe Dr. habil. Ralf Krupp kritisierte, dass das BfS alle Warnungen aus den Reihen der AGO unbetrachtet gelassen habe, entscheidende Risiken der Verfüllung nicht erkannt und sie nicht in die Risiko-Abwägung einbezogen habe. Das Ergebnis der Abwägung sei aus seiner Sicht „methodisch fehlerhaft und nicht nachvollziehbar.“ Er erläuterte auch, dass diese sog.„Notfallvorsorge“ des BfS während der Rückholung der Abfälle unwirksam und damit nutzlos würde: „Im Fall eines unbeherrschbaren Lösungszutritts wird durch das Topfkonzept das radiologische Risiko drastisch erhöht, indem die Lösungen in die unverfüllten Einlagerungskammern kanalisiert werden.“
Es ist völlig unverständlich, dass sowohl das Landesbergamt als auch das Niedersächsische Umweltministerium die Pläne des BfS blind genehmigen. Die Asse-2- Begleitgruppe fordert jetzt ein Moratorium der Verfüllungspläne, das in einer ersten Stellungnahme des BfS abgelehnt wurde. Wie geht es jetzt weiter?
Auf ihrer nächsten Sitzung am Freitag, 4.11.2016 will die Begleitgruppe unter TOP 5 „Notfallvorsorge/Drainage/Risikoabwägung“ über die AGO-Stellungnahme und ihre eigene Forderung nach einem Moratorium beraten und eine „Konsequenzenanalyse“ betreiben.
Die Sitzung ist öffentlich und beginnt um 14:00 Uhr im TWW e.V. Am Exer 9, Wolfenbüttel
Link zur Veranstaltung des A2K: http://aufpassen.org/veranstaltungsbericht-durchnaessung-des-atommuells-droht/