Atommüllkonferenz ruft zum Widerstand gegen die geplanten CASTOR-Transporte von Jülich nach Ahaus auf
(KONPress/ 11.10.2023) Etwa 50 Personen aus dem ganzen Bundesgebiet waren am 7. Oktober 2023 zur 23. Atommüllkonferenz gekommen – der ersten nach Abschaltung der letzten Atomkraftwerke in Deutschland.
Die Atommüllkonferenz fordert vom Land Nordrhein-Westfalen und der Bundesregierung, in Jülich ein neues Zwischenlager gemäß den aktuellen Sicherheitsanforderungen zu errichten, anstatt in den nächsten zwei Jahren 152 CASTOR-Behälter vom illegalen Zwischenlager Jülich ins vergleichsweise ungesicherte Zwischenlager nach Ahaus zu verschieben. Es sei schlichtweg unverantwortlich, den Atommüll per LKW 170 Kilometer über die Autobahnen zu einem Standort zu kutschieren, der keine Sicherheit bietet und dessen Genehmigung sowieso in 13 Jahren ausläuft. Die Konferenz ruft dazu auf, sich an den Aktionen am 15. Oktober entlang der Strecke von Jülich nach Ahaus zu beteiligen, oder mit eigenen Bildern im gesamten Bundesgebiet Solidarität zu zeigen.
Für die Anti-Atom-Initiativen bleiben die problematischen Zustände in den Zwischenlagern und die Forderungen, die sich aus der unabwendbaren Langzeit-Zwischenlagerung ergeben, ein besonders wichtiges Thema. Am Beispiel des Zwischenlagers in Leese (Niedersachsen) wurde exemplarisch aufgezeigt, dass Probleme verdrängt, ausgesessen und ignoriert werden. Das Lager muss 2030 geräumt sein, da der Pachtvertrag ausläuft. In den Hallen befinden sich Fässer in teilweise katastrophalem Zustand: Manche sind aufgebläht, aus anderen tritt radioaktive Flüssigkeit aus, die gar nicht in den Fässern sein dürfte. Das Inventar entspricht nicht der Deklaration. Trotzdem gibt es keinen Plan, wo der Müll hinsoll.
Atomausstieg endlich vollenden!
Die Atommüllkonferenz fordert weiterhin die Stilllegung der Brennelementfabrik in Lingen (Niedersachsen) und der Urananreicherungsanlage in Gronau (Nordrhein-Westfalen). Ihr Weiterbetrieb torpediert den deutschen Atomausstieg. In Gronau soll sogar noch mehr Uran im Rahmen der bestehenden Genehmigung angereichert werden. In Lingen sollen künftig Brennelementen für Atomkraftwerke russischer Bauart hergestellt werden, ermöglicht durch ein neues Joint-Venture des französischen Betreibers mit dem russischen Staatskonzern Rosatom. Der niedersächsische Umweltminister Christian Meyer (Grüne) hat für die Umrüstung der Brennelementfabrik ein Öffentlichkeitsverfahren zugesagt. Bereits jetzt werden Unterschriften gegen die Pläne in Lingen gesammelt.
Zudem muss die Bundesregierung endlich die Sicherheitsanforderungen für die tiefengeologische Lagerung reformieren und sie auf alle Arten radioaktiver Abfälle ausweiten. Es sei eine Farce, wenn schwach- und mittelradioaktive Abfälle noch nach Anforderungen von 1983 behandelt werden. Obwohl die Strahlung gleich gefährlich ist, darf so aus einem „Endlager“ für schwach- und mittelradioaktive Abfälle pro Jahr deutlich mehr Radioaktivität austreten als aus einem für hochradioaktive Abfälle. Das ungeeignete alte Bergwerk Schacht KONRAD muss aufgegeben und ein wissenschaftsbasiertes Standortauswahlverfahren unter echter Beteiligung der Öffentlichkeit für den bestmöglichen Standort auch für schwach- und mittelradioaktive Abfälle auf den Weg gebracht werden.
Die Teilnehmenden beschlossen darüber hinaus, die Position der Anti-Atom-Initiativen zur Zwischenlagerung hochradioaktiver Abfälle aus dem Jahr 2018 an die neuen Entwicklungen anzupassen und um weitere Forderungen zu ergänzen. Außerdem sollen bis zur nächsten Konferenz im Frühjahr 2024 die zu erwartenden Mengen der radioaktiven Abfälle ermittelt werden, die in den nächsten Jahren über den Akt der Freigabe aus dem Atomgesetz entlassen, auf Hausmülldeponien gelagert, verbrannt oder in den Wirtschaftskreislauf gegeben werden sollen.
Informationen zum Aktionstag am 15.10.2023 Jülich-Ahaus: https://www.bi-ahaus.de/
Weiterführende Informationen: www.atommuellkonferenz.de
Kontakt: Ursula Schönberger 05341 / 63123, schoenberger@ag-schacht-konrad.de