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Die einen feiern – andere mahnen

(So., 31.12.17/SW) Seit Sonntag Mittag um 12:00 Uhr ist Block B des AKW Gundremmingen planmäßig abgeschaltet. Sicherlich ein Grund zum Feiern, denn damit geht seit dem sog. Atomausstieg erstmals ein Großkraftwerk vom Netz. Mit einer Leistung von jeweils 1344 Megawatt der Blöcke B und C gilt Gundremmingen als das leistungsstärkste AKW Deutschlands. Die Siedewasserreaktoren sind die letzten, die hierzulande noch in Betrieb sind, bzw. waren. Die Umweltschutz- und Anti-Atom-Initiativen in Bayern kritisieren seit langem, dass hier der gleiche Reaktortyp wie in Fukushima weiter betrieben wird und die verwendeten Mox-Brennelemente besonders viel gefährliches Plutonium beinhalten. Völlig unverständlich ist, warum Block B abgeschaltet, sein „Zwillingsbruder“ Block C jedoch noch 4 Jahre weiterlaufen darf. 

Mit dem Slogan „Wer B sagt, muss auch C sagen“, hatten .ausgestrahlt und das Umweltinstitut München erneut 40.000 Unterschriften für die Abschaltung beider Blöcke gesammelt und am 16. Dezember auf dem CSU-Parteitag dem stellvertretenden Vorsitzenden der Bundestagsfraktion überreicht.

Ein von den Grünen in Auftrag gegebenes Gutachten sieht die Erdbebensicherheit als nicht gegeben an. Das Gutachten wurde erstellt und wird gestützt durch frühere leitende Mitarbeiter der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS). Die Grünen forderten deshalb seit März 2017 ebenfalls die sofortige Stilllegung von Block B und C. 

Zuletzt wurde bekannt, dass im bayrischen AKW fehlerhafte Spaltelemente verwendet werden, was selbst die österreichische Landesregierung im 110 Kilometer entfernten Vorarlberg alarmierte. Journalisten hatten im Zusammenhang mit dem schweizer AKW Leibstadt herausgefunden, dass bei Areva (dem Hersteller der Spaltelemente) Fehler in der Qualitätskontrolle gemacht wurden. Wegen eben dieser fehlerhaften Spaltelemente ist das AKW Leibstadt zur Zeit abgeschaltet. RWE als Betreiberkonzern vom AKW Gundremmingen hat das Problem verschwiegen. Nachdem es öffentlich wurde, verstieg sich der Atomkonzern zu einer skrupellosen Ausrede: bisher sei ja durch die fehlerhaften Spaltelemente nichts passiert... 

Dazu die lokale Anti-Atom-Initiative FORUM: „Der Betrieb des AKW Gundremmingen ist genehmigt aufgrund der von RWE vorgelegten Sicherheitsnachweise. Und diesen Sicherheitsnachweisen liegen Berechnungen zugrunde, die von der anforderungsgerechten Qualität der Teile ausgehen. Wenn diese Teile diese Anforderungen nicht erfüllen, sind die Sicherheitsnachweise hinfällig. Die staatliche Atomaufsicht muss sofort einschreiten!“

Aktuelles Interview mit Raimund Kamm in der Südwestpresse .

Die zuständige Umweltministerin Ulrike Scharf hat also in 2017 mehrfach Gelegenheiten, ihrer staatlichen Aufsichtspflicht nachzukommen, ungenutzt verstreichen lassen. Dass deshalb nicht allen der Sinn nach Feiern steht, ist also verständlich.

Auch bundesweit lassen die nächsten Abschalttermine noch (viel zu) lange auf sich warten: AKW Philippsburg geht Ende 2019 vom Netz, Block C in Gundremmingen, AKW Brokdorf und AKW Grohnde Ende 2021, die „letzte Runde“ machen dann Isar 2, Neckarwestheim 2 und das AKW Emsland bei Lingen voraussichtlich zum Jahresende 2022. Die Uranfabriken in Gronau und Lingen, die weiterhin Atomreaktoren weltweit mit Brennstoff versorgen, sind immer noch vom Atomausstieg ausgenommen.

Es gibt also auch im Neuen Jahr noch viel für uns zu tun! Guten Rutsch!