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Endlich: AKW Tihange 2 - Rissereaktor endgültig abgeschaltet

Bundesumweltministerin: Das ist ein Gewinn für die nukleare Sicherheit in Europa - Menschen in Belgien, Frankreich und Deutschland erleichtert

(08.02.2023/MN) Das Atomkraftwerk mit drei Reaktoren liegt 60 Kilometer von Aachen entfernt; einer von drei Reaktoren und geht nun endlich nach 40 Jahren Laufzeit vom Netz.

Experten hatten bereits 2012 tausende kleine Risse in dem Reaktordruckbehälter festgestellt; fast 16.000 Risse im Stahl des Reaktordruckbehälter teilweise bis zu 18 cm lang.

Bekannt war seit Jahren, dass die Belgische Atomaufsicht C bereits spätestens seit Dezember 2012 im Besitz von Unterlagen war, die eine Rissgröße von bis zu 6,9 cm dokumentierten. 
Der Betrieb der belgischen Schrottreaktoren gefährdete über Jahrzehnte die Menschen und deren körperliche Unversehrtheit - in der Umgebung des AKW’s, in der benachbarten Region Aachen und darüber hinaus auch in Deutschland.
Die Folgen eines Unfalls im Reaktor mit den anzunehmenden Folgen eines GAU’s mögen wir uns im Nachhinein nicht mehr ausmalen. Die Sorge darüber war der Motor für den jahrelangen Protest gegen die Reaktoren von  Menschen in der Region, vielen Anti-AKW-Initiativen bis hinzu Politiker*innen auf Landesebene in Nordrhein-Westfalen und auch Bundesebene. Insbesondere wurde die Forderung nach der Abschaltung des maroden Reaktors unüberhörbar, nachdem der Reaktor 2015, nachdem er 20 Monate abgeschaltet war, wieder hochgefahren wurde.

Der grenzübergreifende Protest wurde besonders sichtbar durch die Menschenkette am 25.Juni 2017, an der 50.000 Menschen aus mindestens 3 europäischen Ländern teilnahmen und sich auf einer 90 km langen Menschenkette solidarisch die Hände reichen und gemeinsam Transparente hochhalten, um ihrer Forderung nach Abschaltung des Gefahrenreaktors kraftvoll Ausdruck zu verleihen.  Das war ein tolles Ereignis und gelungene Aktion, die 2017  der internationalen Bewegung für den Atomausstieg erneuten Schwung verschaffte. Auch die Arbeitsgemeinschaft Schacht KONRAD war in 2017 mit einem vollbesetzten Bus mit vielen Aktiven aus der Region Weltatomerbe Braunschweiger Land in Tihange bei der Menschenkette dabei, wie die Fotos hier dokumentieren.

Diesen kraftvollen Protest brauchen wir heute auch heute nachwievor dringend, denn auch in Belgien sollen die ebenfalls maroden und störanfälligen AKW Tihange 1 sowie Doel 1/2 erst 2025 vom Netz gehen - weitere drei Jahre Drahtseilakt ohne Bodensicherung. Doel 4 bei Antwerpen und Tihange 3 sollen sogar noch bis 2035 laufen.

Und es darf nicht vergessen werden, dass diese belgischen Reaktoren mit Brennelementen aus der Brennelementefabrik in Lingen beliefert werden. Schon seit Jahren gibt es die Forderung, der Brennelementefabrik Lingen die Genehmigung zur Lieferung weiterer Brennstäbe an die maroden belgischen Atomkraftwerke zu entziehen und letztendlich die Brennelementefabrik Lingen stillzulegen sowie auch die Urananreicherung in Gronau. Auch das muss zum Atomausstieg in Deutschland gehören.

Die Umweltministerin Steffi Lembke begrüßt die Abschaltung des Reaktors in Tihange und bewertet  die erfolgte Abschaltung als einen „Gewinn für die nukleare Sicherheit in Europa“. An dieser Stelle müssen wir unsere Forderung nach einer sofortigen Abschaltung der drei laufenden AKW’s in Deutschland bekräftigen, und auch bekräftigen, dass es beim Ausstieg aus der Atomenergie in Deutschland bleibt und die Diskussion über eine Laufzeitverlängerung beendet wird.

Auch die laufenden Reaktoren sind alt und unsicher, haben Risse und ihr Betrieb ist eine Gefahr für die Menschen und verringert auf jeden Fall die genannte nukleare Sicherheit.
Hier erwarten wir dann auch von der Bundesumweltministerin eine entsprechende Bewertung und Positionierung in der aktuellen politischen Debatte bei uns in Deutschland. Es geht auch um die laufenden, ebenfalls alten und unsicheren Reaktoren - Lingen, Neckar-Westheim und ISAR 2 bei uns.