(10.06.08/Di.) Laugenzuflüssen, die in der ASSE-II mittlerweile auch auf der 750m-Atommüll-Sohle aufgefangen werden, sind mit Cäsium-137 belastet. Das hat der Betreiber jetzt auf Anfrage des Landkreises Wolfenbüttel zugegeben. Cäsium-137 entsteht bei der Kernspaltung. Also löst sich der Atommüll in der ASSE entweder bereits auf oder das Wasser wurde vor 20 Jahre von dem radioaktiven Fallout aus Tschernobyl belastet. Das wäre nicht weniger schlimm, denn das spräche für eine sehr direkte Wegsamkeit zwischen dem Atommüll und der Erdoberfläche. Die KritikerInnen warnen deshalb noch einmal dringend vor der geplanten Flutung des Atommülls, der durch den Flüssigkeitseintrag mobilisiert, statt gebunden wird.
Udo Dettmann vom ASSE-II-Koordinationskreis und selbst Bürgermitglied im Umweltausschuß des Landkreis Wolfenbüttel:
Auf der gestrigen Sitzung des Umweltausschusses des Kreistages Wolfenbüttel wurde erneut die "Zusammenfassende Darstellung der Laugensituation Asse, Stand 29.2.1008" behandelt.
In diesem Bericht des Helmholtzzentrums Münschen (HZM) wird dargestellt, das täglich 220 Liter Lauge auf der 750-m-Sohle in der Südflanke aufgefangen werden. In 10 der 12 Abbaukammern in diesem Bereich wurden radioaktive Abfälle eingelagert, ein Großteil dieser Kammern ist heute nicht mehr zugänglich.
Weiter heißt es im Bericht des HZM, die "auf der 750-m-Sohle aufgefangene Lauge wird regelmäßig auf radioaktive Kontamination kontrolliert". Erst auf Nachfrage es Landkreises wurde mitgeteilt, dass diese Lauge mit "Cs-137 mit einer Aktivierungskonzentration, die im
Bereich der Umweltradioaktivität liegt" belastet ist. Auch heute noch hält das HZM so gut wie alle Informationen zurück, gibt nur auf Nachfrage Informationen heraus.
Cs-137 ist ein künstliches Isotop aus der Kernspaltung. Allgemein bekannt wurde es nach dem Reaktorunglück in Tschernobyl 1986, wurde aber auch schon früher durch oberirdische Atombombenteste freigesetzt.
Wie kommt Cs-137 in die Lauge auf der 750-m-Sohle? Es sind zwei Varianten vorstellbar:
die Lauge steht im Kontakt mit dem auf eingelagerten Atommüll
das Cs-137 wird vom Deckgebirge mit in das Atommülllager eingebracht.
Zu 1): Der Betreiber versichert, das die eindringende Lauge noch keinen Kontakt zu den Atommüll-Fässern hat und der Müll noch nicht aufgelöst oder angelöst worden ist.
Zu 2): Da Cs-137 erst seit den 50er und 60er Jahren in der Umwelt vorkommt, muss die Lauge, die heute in das Bergwerk fließt, zu diesem Zeitpunkt an der Erdoberfläche/Biosphäre gewesen sein. Die Halbwertzeit von Cs-137 beträgt 30 Jahre. Der letzte große Eintrag von CS-137 in die Bisophäre in unserer Region geschah 1986 durch Tschernobyl. Da die Konzentration im Rahmen der Umweltaktivität liegt, kann davon ausgegangen werden, das die heute einfließende Lauge 1986 noch Oberflächenwasser war, der Zerfall von den Atombombentests ist schon weiter fortgeschritten.
Welche dieser beiden Varianten als "sicherer" zu betrachten ist, mag ich nicht beurteilen. Die eine, dass die Gebinde mit dem Atommüll sich schon heute auflösen und Radioaktivität ausgewaschen wird, oder das Oberflächenwasser binnen 20 Jahren sich bis zum Atommüll vorgearbeitet hat. Das zweite bedeutet auch, das das Errichten von Strömungsbarrieren und der Schachtverschlüsse lediglich kosmetischen Wert hat. Im Grubengebäude sollen die Flüsse der kontaminierten Lauge verlangsamt und gelenkt werden, für einen Zeitraum über tausende von Jahren - der Transportpfad zwischen Grubengebäude und Deckgebirge bis in die Biosphäre / unsere Umwelt benötigt aber nur wenige Jahrzehnte - dieses zeigt das Cs-137 hier ganz deutlich.