(Mi.,18-12-2013/Di.) Von einer Bürgerversammlung war schon vorher die Rede, aber worum es eigentlich gehen sollte, wurde erst durch eine Randnotiz in der örtlichen Zeitung tags zuvor klar: Der Niedersächsische Umweltminister Wenzel würde persönlich teilnehmen, stand da in der „Harke am Sonntag“, um unter dem Titel: "Zwischenlager Leese - Optimierung für die Lagerung radioaktiver Altabfälle der Landessammelstelle Niedersachsen" zu informieren. Immerhin kamen dann trotz der kurzfristigen Ankündigung am Montag etwa 80 Bürger und Bürgerinnen.
Seit Juni diesen Jahres hatte ein kaputtes Fass Sorgen bereitet und für zahlreiche Spekulationen gesorgt. Belastbare Infos gab es dagegen nicht. Jetzt wurde die Katze aus dem Sack gelassen: Um die Fässer in Zukunft sachgemäß untersuchen zu können, will die das Zwischenlager betreibende Firma Eckard & Ziegler (EZN) eine neue Halle bauen. Es wurde betont, dass es keine Erhöhung der Strahlenaktivität gemäß der Genehmigung geben würde. Dass EZN bislang allerdings erst 10% ihrer Genehmigung für Strahlenaktivität nutzt, wurde erst so nach und nach klar, als die Anwesenden die ca. 10 Offiziellen aus Umweltministerium, Gewerbeaufsichtsamt, der Gemeinde und einem Mitarbeiter der Betreibergesellschaft mit ihren Fragen löcherten. Gleichzeitig kündigte Umweltminister Wenzel an, dass die Atomaufsicht für das Lager Leese ebenso wie für die anderen niedersächsischen Zwischenlager für schwach- und mittelaktiven Atommüll künftig im Umweltministerium gebündelt werden sollen.
Das immerhin könnte ein langfristig wirksamer Schritt sein: „Die Konzentration der Aufsicht über die Zwischenlager im niedersächsischen Umweltministerium ist ein richiger Schirtt der zu mehr Strahlenschutz führen könnte“, meint Ursula Schönberger von der Arbeitsgemeinschaft Schacht KONRAD. „Die Erfahrungen zeigen, dass in Gewerbeaufsichtsämtern sowohl das Fachwissen, als auch die notwendige Sensibilität gegenüber den Gefahren fehlt, die von Zwischenlagern und Produktionsanlagen für Strahlenquellen ausgehen. Betrachtet man das Gebahren einer Firma wie Eckert & Ziegler in einem Braunschweiger Wohngebiet, kann das ein wichtiger Fortschritt sein, wenn es zu Sicherheitsüberprüfungen und verschärften Auflagen führt. Hier zeigt sich mal wieder, wie wichtig es ist, dass sich Bürgerinnen und Bürger engagieren.“
Seit 1 ½ Jahren hatte das Anti-Atom-Bündnis Nienburg versucht, mit dem bisher zuständigen Gewerbeaufsichtsamt und dem Umweltministeriums über das Lager in Leese ins Gespräch zu kommen. Das Gewerbeaufsichtsamt hatte sich einer öffentlichen Diskussion entzogen und auch das Umweltministerium war dazu nicht bereit. Stattdessen lud es zunächst KommunalpolitikerInnen nach Hannover ein und führte jetzt die Bürgerversammlung durch. Ein grundsätzlich anderer Stil als bei früheren Regierungen, mehr Transparenz oder Offenheit für kontroverse Bewertungen ist auch beim grünen Umweltminister Wenzel nicht zu finden. Was am Montag vorgetragen wurde reicht jedenfalls bei weitem nicht aus, um die Risiken des Zwischenlagers in Leese und die Sinnhaftigkeit des geplanten Neubaus zu bewerten.
„Es wird am falschen Standort (Leese) gelagert und am falschen Standort (Bs-Thune) konditioniert. Die Landesregierung sucht nicht nach einem passenden Standort, sondern nur eine schnelle und kostengünstige Lösung, die sie mit der Erweiterung des Zwischenlagers in Leese augenscheinlich bereits gefunden hat“, kommentiert Peter Meyer von der BISS. „Die Lösung für den Umgang mit beschädigten und neu zu konditionierenden Fässern liegt augenscheinlich in Braunschweig-Thune, dort müssten Sie ausgepackt, neu verpackt und wieder nach Leese transportiert werden. Aber vielleicht geht es ja nicht nur um einzelne beschädigte Fässer, sondern um die Reduktion des Volumens aller Fässer und damit um einen weiteren Großauftrag für Eckert & Ziegler in Braunschweig und Leese. Und das, nachdem Eckert & Ziegler in Braunschweig gerade erst behauptet hat, sein „Kompetenzentrum für sichere Entsorgung“ schließen zu wollen und nur noch Medizin und Messsonden-Auslieferungen zurückzunehmen. Und damit auch um viele Atommülltransporte durch Niedersachsen.“