(Mo., 07-10-13/US) Vor einigen Monaten ging durch die Presse, dass es auf der Schachtanlage KONRAD Sanierungsbedarf gäbe, der weitere Jahre Aufschub für eine Inbetriebnahme des Atommülllagers Schacht KONRAD bringen würde. Grund für den Umweltausschuss der Stadt Salzgitter, sich am 1. Oktober ein eigenes Bild vor Ort zu machen. Ergebnis: Das Ausmaß des Sanierungsbedarfes ist erheblich und hat nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch den Betreiber, das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), überrascht.
Nach übereinstimmender Auffassung aller Fachleute soll die Einlagerung von radioaktiven Abfällen in einem speziell dafür errichteten, neuen Bergwerk vonstatten gehen. Schacht KONRAD, das Lager, das über 90 Prozent des radioaktiven Abfallvolumens aufnehmen soll, ist jedoch eine alte Eisenerzgrube. Das sei irrelevant, so das BfS bisher, denn die Kammern, in denen später der Atommüll eingelagert werden soll, seien keine alten Gewinnungsstollen, sondern würden neu, in „unverritztem Gestein“ aufgefahren. Doch ganz so einfach ist es doch nicht, denn das Bergwerk selbst ist fast 50 Jahre alt und nicht für die Einlagerung von Atommüll, geschweige denn für die Ewigkeit gebaut.
In beiden Schächten, Schacht 1 und Schacht 2 müssen neue Schachtförderanlagen eingebaut werden. Dafür braucht es Rohrkonsolen (Schacht 1) bzw. Ankerkonsolen (Schacht 2), die im Schachtmauerwerk verankert werden müssen. Dieses Mauerwerk ist jedoch brüchig, die Fugen weisen deutliche Lücken auf.
Die bergrechtliche Genehmigungsbehörde, das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) hat in seiner Genehmigung für die Einbauten ausdrücklich festgelegt: „Die Konsolen dürfen nur eingebaut werden, wenn die ausreichende Tragfähigkeit des Mauerwerks gemäß statischer Berechnungen nachgewiesen und vom Sachverständigen bestätigt ist. ... Überschreiten nicht tragfähige Bereiche einen Radius von 0,5 m um einen vorgesehenen Konsolenstandort, ist das Mauerwerk bis in volltragfähiges Mauerwerk zu sanieren.“
Mit den Einbauten der Spurlattenkonsolen wurde planmäßig im Mai 2012 in Schacht KONRAD 1 im südlichen Teil begonnen. Dabei stellte der Sachverständige des LBEG fest, dass die Tragfähigkeit des Mauerwerkes nicht gegeben ist. Pro Schachtseite handelt es sich um 400 Aufnahmepunkte, von denen die überwiegende Zahl sanierungsbedürftig ist. Nachdem der Sachverständige des LBEG zuerst den Austausch des Mauerwerks gefordert hatte, soll jetzt das Ausfräsen und Neuverfüllen der Fugen als Standsicherheitsmaßnahme ausreichen. Das ist weniger zeitaufwendig und billiger. Allerdings könne man so nur im südlichen Teil vorgehen. Für den nördlichen Tel des selben Schachtes 1 fordert der Sachverständige erst weitere Berechnungen des BfS bevor er das selbe Vorgehen für zulässig erklären will.
Die Untersuchungen zu Schacht 2 stehen noch aus, ebenso wie eine belastbare Zeit- und finanzielle Planung für die Sanierungsarbeiten.
Auch Untertage sind aufwändige Sanierungsmaßnahmen notwendig. Der Füllort bei Schacht 2 auf der Sohle 2 (quasi die geplante „Ankunftshalle“ des Atommülls) muss erheblich vergrößert und die Einlagerungstransportstrecken aufgefahren werden. Hier gibt es jedoch starke Konvergenzen, die das Einbringen von 18 m langen Ankern und von „Konvergenzfugen“ erforderlich machen. Schließlich sollen diese Tunnel und Hohlräume über mehr als 40 Jahre, während des gesamten Einlagerungsbetriebes, offen bleiben. Dieses Verfahren ermöglicht jedoch nur einen Vortrieb von 2 Metern / Monat.
Und dann ist auch noch der denkmalgeschützte Förderturm des Schachts 1 so sanierungsbedürftig, dass derzeit darüber beraten wird, ob nur einzelne Streben ersetzt werden, oder der gesamte Turm neu nachgebaut wird.
Fazit. Schacht KONRAD ist der dritte Beweis – nach ASSE II und Morsleben – dass es falsch ist, Atommüll in einem ehemaligen Gewinnungsbergwerk einzulagern. Es ist Zeit, das Projekt zu stoppen.