(Mo., 20.03.2017/UT) Mit einer besonderen Ausstellung im Hamelner Münster hat die „Regionalkonferenz AKW Grohnde abschalten“ am Freitag ihr Veranstaltungswochenende anlässlich des 40. Jahrestages der „Schlacht von Grohnde“ eröffnet. Das ganze Wochenende war als Geschichtsprojekt konzipiert, in dem es um die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Atomenergie in Grohnde geht, im Sinne einer Mentalitätengeschichte, die sich an Erinnerungen, Gedanken und Gefühlen einzelner Zeitzeugen festmacht.
Das Projekt der Regionalkonferenz zur „Schlacht um Grohnde“ ist im Grunde der Beginn einer gesellschaftlichen Aufarbeitung der gesamten Widerstandsgeschichte gegen die Atomindustrie.
Der Hamelner Münster war voll besetzt, und es waren nicht nur ehemalige Widerständler gekommen, sondern auch Polizisten, die damals im Einsatz waren. Die Schautafeln zeigten Fotos, Plakate, Erinnerungstexte und Berichte. Nicht nur von den Demonstranten, die am 19. März 1977 und in den folgenden Wochen dabei gewesen waren, sondern es gab auch Berichte von der anderen Seite, den Polizisten, darunter. Das war der „Regionalkonferenz“ wichtig. Als sie im letzten Herbst Zeitzeugen aufrief ihr Erinnerungsmaterial zu schicken, hatten sie auch explizit die „andere Seite“ dazu aufgefordert, das Gleiche zu tun. Auch von ihrer Seite, waren Erinnerungstexte gekommen, die auf die Schautafeln mitaufgenommen wurden.
Diese Auseinandersetzungen seien Ausdruck dafür gewesen, wie sich die Gesellschaft nach sog. 68er Bewegung weiter entwickelt habe, sagte Peter Dickel von der „Regionalkonferenz AKW Grohnde abschalten“, sie spielten eine wichtige Rolle darin eine Balance zu finden. Die Sozialwissenschaft habe das unter diesem Aspekt bisher noch nicht untersucht.
Die Ausstellung sei etwas textlastig, entschuldigte sich der Historiker Bernhard Gelderblom, der die Ausstellung in vielen Teilen zusammengestellt hatte. Er habe einige Texte einfach nicht kürzen wollen, zum Beispiel die eines Polizisten oder eines Aktivisten, der sehr unbedarft nach Grohnde gekommen war. Dieser habe Bilder aus dem Inneren heraus gemacht, so nah hätte sich kein Fotojournalist an das Geschehen herangewagt. Und in der Tat, es stand viel Text auf den Tafeln. Doch es lohnte sich in die Berichte hineinzulesen, um die Emotionen, die auf beiden Seiten spürbar waren, aufzunehmen.
Diese Ausstellung, das gesamte Geschichtsprojekt, ist keine Aufrechnung mit der Gegenseite, sondern darum tieferen Einblick in die gesellschaftspolitischen Bewegungen, die in dieser Auseinandersetzung eine Rolle spielten, zu bekommen, um sie aufzuarbeiten.
Die Ausstellung ist noch bis 07. April im Hamelner Münster, Münsterkirchhof 7 zu sehen.
Öffnungszeiten: im März 10.00 – 17.00 Uhr, im April 10.00 – 18.00 Uhr
Offene Führung: donnerstags um 16.30 Uhr durch Bernhard Gelderblom