(28.01.22/MN) Trotz klirrender Kälte beteiligten sich 110 Menschen an der Kundgebung am 20.1.2024 vor der Brennelementefabrik in Lingen, zu der verschiedene Umweltorganisationen aufgerufen hatten.
Die Brennelementefabrik in Lingen wird von der französischen Atomfirma Framatome/ANF trotz Atomausstieg in Deutschland dort nach wie vor betrieben; und soll sogar noch erweitert werden. ANF plant, in Lingen ab 2025 Brennelemente russischer Bauart herzustellen, die dann in maroden osteuropäischen AKWs in Tschechien und Ungarn verbaut werden. Dafür will bzw. muss ANF mit der Tochterfirma TVEL des russischen Atomkonzerns Rosatom zusammenarbeiten, da die eigenen Mitarbeiter aktuell nicht über das entsprechende Knowhow verfügen. Der französische Mutterkonzern Framatome von ANF hat ein entsprechendnes Joint Venture gegründet.
Wird Lingen zu einer gemeinsamen Drehscheibe der französischen und russischen Atomindustrie?
Das war die brennende Frage, die Menschen zur Kundgebung antrieb.
Gehen russische Ingenieure bald ein und aus in Lingen? Mit dem Vorhaben drohen Spionage und Sabotage, und es gefährdet somit hier die Öffentlichkeit und Sicherheit, so Alexander Vent vom Bündnis AtomkraftgegnerInnen im Emsland (AgiEL).
Das verdeutlicht Vladimir Slivjak, Co-Vorsitzender der russischen Umweltorganisation Ecodefense in seinem Redebeitrag, wenn er Rosatom „als rechte Hand des Kremls“ beschreibt. Das macht auch die Aktion zu Beginn der Kundgebung sehr bildhaft und eindrücklich deutlich, die von .ausgestrahlt vorbereitet wurde.
Die geplante Erweiterung der Brennelementefertigung muss noch genehmigt werden – vom Niedersächsischen Umweltministerium. Den entsprechenden Antrag hat Framatome/ANF zur Produktion von russischen Brennelementen in Lingen in Zusammenarbeit mit dem russischen Atomkonzern Rosatom dort gestellt. Das Niedersächsische Umweltministerium legt die entsprechenden Unterlagen bis zum 3. März öffentlich aus.
Gegen das Genehmigungsverfahren sind Einwendungen möglich.
Bei der Kundgebung wurde die vorhandene Kritik am Genehmigungsverfahren bekräftigt und der Abbruch des Genehmigungsverfahrens gefordert und begründet:
- Ausgelegte Unterlagen verschweigen brisante Rolle Russlands
- Bundesregierung hält Prüfergebnisse unter Verschluss
- Zugriff des Kreml auf nukleare Infrastruktur verhindern
Dazu gibt es eine Sammeleinwendung, für die Unterschriften gesammelt werden können bis zum 26.Feburar.
Alle Redner*innen und Teilnehmer*innen waren sich darin einig, dass es viele Einwendungen geben muss gegen diese Erweiterungen, damit nicht dem staatlichen russischen Atomkonzern Rosatom die atomaren Türen im Emsland geöffnet werden und er Zugang zur atomaren Infrastruktur in Deutschland erhält.
Einwendungen und Protest sind dringend geboten.
Weitere Informationen dazu: AG Schacht Konrad: Einwendungskampagne: Stoppt die Brennelementefabrik Lingen! (ag-schacht-konrad.de)
Dass das Niedersächsische Umweltministerium nach wie vor gefordert ist, machte Marianne Neugebauer von der AG Schacht KONRAD ebenfalls deutlich. Die Forderung nach Widerruf bzw. Rücknahme des Planfeststellungsbeschlusses für die Inbetriebnahme von Schacht KONRAD ist nicht vom Tisch, auch wenn Umweltminister Meyer im Dezember verkündet hat, dass er den entsprechenden Antrag ablehnen wird. „Unser Ziel bleibt, dass KONRAD gar nicht in Betrieb geht.“
In guter Tradition beteiligt sich die AG, unterstützt den Protest in Lingen und bekommt auch Unterstützung für den Protest gegen KONRAD. „Unser gemeinsamer Protest geht weiter! Und wir unterstützen die Sammeleinwendung gegen die Erweiterungspläne in Lingen!“, womit sie sie ihren Redebeitrag beendete.