Botox oder was? | Altern ist out. Das findet auch die Kosmetikindustrie. Um den Alterungsphänomenen ein virtuelles Schnippchen zu schlagen, wirft sie eine unendliche Vielfalt Hyaluronsäure-Cremes, Q10-Lotion oder anderen Tinkturen mit Totaleffects auf den Markt, um den demografischen Wandel wenigstens scheinbar aufzufrischen, oder um gute Geschäft zu machen. Das Alter lässt sich mit dem besten Management nicht aufhalten. Auch das Jagen nach ewiger Jugend führt zur Erschöpfung und eine glatte Stirn weist höchstens auf eine Botox-Spritze hin
Da die Bundesregierung (zum Glück) keine Atomkraftwerke mehr bauen lässt - jedenfalls nicht in Deutschland - drängeln sich die Meiler, die noch am Netz sind, längst an der oberen Spitze des demografischen Verteilersystems. Der Zahn der Zeit nagt sie an. Ihr Material ist spröde, porös, eine undichte Stelle hier, ein Riss dort… alte Anlagen eben, die das Rentenalter längst überschritten haben. Ihre Betreiber indes verlangen ihnen Leistungen ab, als seien sie ein Miroslav Klose im Endspiel der Fußballweltmeisterschaft. Dem AKW Grohnde beispielsweise. Dabei zeigt gerade dieser Meiler bedenkliche Ermüdungserscheinungen.
Ein gezieltes Alterungsmanagementsystem (AM) soll Abhilfe schaffen. Ein Konzept – so heißt es beim TÜV-Nord – das die Alterungsphänomene an Atomkraftwerken beherrschbar mache. Der Masterplan: eine Langzeitübermüdungsüberwachung, die regelmäßig nach thermischen Veränderungen fahndet oder Berechnungen zur Lebensarbeitsleistung bestimmter Geräte macht, soll den genauen Überblick über den „Ist-Erschöpfungsgrad“ betreffender Messstellen wiedergeben.
Was aber, wenn das Alterungsmanagement gerade die Überwachung der Stelle B vorsieht und just in dem Moment an der noch unkontrollierten Stelle D jener Erschöpfungsstand eintritt, der das Material zum Reißen bringt? Das würde doch den ausgeklügeltsten Masterplan ad absurdum führen. Dabei wissen wir doch ganz genau, dass nur eins gegen Burnouts und andere Erschöpfungszustände wirklich hilft:
Mal richtig abschalten!
Antonia Uthe