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Atomtransporte durch Braunschweig, Peine und Salzgitter?

(Mi., 22.02.17/SW) Zu einer Infoveranstaltung über das geplante Interkommunale Industrie- und Gewerbegebiet zwischen den Ortschaften Geitelde, Stiddien, Timmerlah, Groß Gleidingen, Üfingen, Sauingen und Beddingen hatten die Bürgerinitiative Braunschweig (BIBS) und der CDU-Ortsverband am Dienstag Abend in das TSV-Sportheim Geitelde geladen. Mehr als 150 Leute waren gekommen, es wurden noch Stühle geholt und viele Bänke  zusammen geschoben, trotzdem konnten einige Gäste den Wortbeiträgen der 2-stündigen Veranstaltung nur stehend oder vom Flur aus folgen. Was brennt hier so unter den Nägeln?

Im April 2016 wurde bekannt, dass von den Oberbürgermeistern der Stadt Braunschweig, Ulrich Markurth, und der Stadt Salzgitter, Frank Klingebiel, geplant ist, ein sehr großes Interkommunales Industrie-und Gewerbegebiet mit ca. 300 Hektar (nördlich der Autobahn A39), auf dem Gebiet der Städte Braunschweig und Salzgitter zu erschließen. Warum ein so großes, wo doch in beiden Gebietskörperschaften etliche Hektar Industrieflächen mit guter Infrastruktur leer stehen? Warum dafür wertvolle Ackerflächen mit guten Bodenpunktwerten vernichten und versiegeln? Warum ausgerechnet an einer Autobahn, die schon jetzt bei kleinsten Engpässen regelmäßige „Verkehrsinfarkte“ mit stundenlange Staus zwischen Rüningen und Lebenstedt meldet? Um Arbeitsplätze und Gewerbesteuer scheint es nur vordergründig zu gehen, darauf wiesen verschieden Referate der Veranstaltung hin. Neben den Bedenken um zusätzliche Lärm- und Feinstaub- und Schadstoffbelastungen durch Industrie und Gewerbeverkehre, neben der Angst vor dem Verlust eines Naherholungsgebietes für die Einwohner der umliegenden Dörfer, neben der Angst der Landwirte und Grundstückseigentümer um Wertverlust oder gar Enteignung zog sich vor allem ein Gedanke durch alle Vorträge:

Welche Rolle spielt der sog. „Übergabebahnhof“ Beddingen in der ganzen Planung? Über diesen Bahnhof (300m von Stiddien entfernt) soll bei einer Einlagerung von Atommüll in Schacht KONRAD der gesamte Schienenverkehr laufen, er grenzt unmittelbar an das geplante Gewerbegebiet an. Zufall oder Absicht? Im ersteren Falle gaben die Referenten zu bedenken, dass der gemeinsame Transport von Atommüll und Gewerbegütern bisher noch nicht kalkulierbare Risiken berge. Der weiter zunehmende Straßenverkehr ist weder in der Transportstudie zu Schacht KONRAD berücksichtigt, noch die Gewerbe oder Anwohner – geschweige denn deren Rettungskräfte und Feuerwehren – auf vorstellbare Szenarien vorbereitet.

Für den zweiteren Fall erläuterten Peter Rosenbaum von der BIBS und Silke Westphal von der AG Schacht KONRAD e.V. , dass die Braunschweiger Fa. Eckert&Ziegler (die sich um die konradgängige Konditionierung von großen Mengen Atommüll bewirbt) erwägen könnte, einen weiteren Standort im Süden Braunschweigs zu eröffnen oder dass ein sog. „Eingangslager“, das seit Wochen für die logistische Abwicklung der Atommüllfuhren im Gespräch ist, direkt dort entsteht?

Was passiert, wenn hier Atommüll in großen Mengen konditioniert und „zwischen“gelagert wird und Schacht KONRAD nicht in Betrieb geht? „Das kennen wir doch schon aus Gorleben“, meinte Silke Westphal, „da wird der Atommüll einfach abgestellt und dann haben wir KONRAD über Tage“.

Im November wurde eine Machbarkeitsstudie für das Interkommunales Industrie- und Gewerbegebiet in Auftrag gegeben. Die Landwirte, auf deren Böden das Gebiet entstehen soll, sind bisher nicht gefragt worden, ob sie verkaufen wollen. Wird hier das Trojanische Pferd komplett von hinten aufgezäumt?

Der Unmut unter den BesucherInnen der Veranstaltung war groß, der Schulterschluss zwischen den Initiativen, Verbänden und Interessensgemeinschaften fest und entschlossen. Am Ende des Abends wurden Telefonnummern und Mailadressen ausgetauscht, bestimmt wird sich eine weitere Initiative gründen. Wer sich anschließen oder weitere Informationen bekommen möchte, wendet sich bitte an info@ag-schacht-konrad.de oder das KONRAD-Haus in Bleckenstedt.