Schnäppchenjäger | Zugegeben, alte Häuser haben ihren Charme. Wer ein altes Haus erwirbt, vielleicht schon etwas baufällig, aber dafür mit einem romantisch verwilderten Garten, mag das vielleicht aus reiner Nostalgie tun, aus purer Lust am Restaurieren oder einfach, weil das Haus für einen Schnäppchenpreis zu haben war.
Mit Liebe und Sorgfalt wird umgebaut, saniert und instand gesetzt. Doch alte Bauten haben so ihre Tücken: feuchte, schimmlige Wände vielleicht, morsche Dachbalken oder eine marode Wasserleitung…Und immer wenn die eine Sache fertig ist, tut sich garantiert eine neue Baustelle auf. Das Schnäppchen wird allmählich zum Fass ohne Boden und mancher Schnäppchenjäger wird sich nach einem Neubau sehnen, ohne finanzielles Fiasko, zumal vom „Bauen im Bestand“ am Ende fast nur noch das Bauen und kaum mehr Bestand übrig bleibt.
Wenn also das „Bauen im Bestand“ voller Tücken ist, wenn am Ende nur noch das Bauen und kaum mehr Bestand übrig bleibt, was in aller Welt treibt die Bundesregierungen der letzten Jahrzehnte dazu, mit alten Bergwerken zu liebäugeln, um sie in Atommülllager umwandeln zu lassen? Begründen lässt sich diese Vorliebe weder mit deren charismatischer Ausstrahlung noch mit Nostalgie oder gar purer Lust am Restaurieren. Ja, nicht einmal als Prestigebau würden diese Gruben durchgehen, denn wer will schon ein strahlendes Museum besichtigen? Und was die Schnäppchenfrage betrifft, nicht nur Asse 2 auch Schacht KONRAD ist längst zum Fass ohne Boden geworden.
Der vernunftbegabte Bürger indes sieht, wie die Milliarden in diesen Grubengräbern versickern und wird sich verstört fragen: Nostalgie hin, Charme her – könnte nicht dieses Geld unter Umständen und besser sogar zur Erforschung einer etwaig sicheren Atommüllverwahrung gedient haben?
Antonia Uthe