Wider die ängstlichen BürgerInnen
Sorgen sind etwas zutiefst Menschliches. Sie können uns befallen und niederdrücken, heimtückisch wie die Pest. Deshalb trifft jeder vernünftige Mensch Vorsorge um gegen sie gefeit zu sein: Wir pflegen uns, genießen das Leben, tragen Sorge, dass es uns gut geht. Nicht immer können wir der Pest entkommen, besonders dann nicht, wenn die Erzeuger unserer Sorgen von außen kommen, der Erreger beispielsweise Atommüll heißt und die Politik Atommüllerzeugern Tür und Tor geöffnet hat, dass sie ihn verbreiten können.
Während Atomkonzerne noch immer horrende Profite einstreichen, nützen ihre radioaktiven Abfälle wirklich Niemandem. Im Gegenteil, sie bedrohen die Gesundheit der Bürger. Die Sorgen sind groß. Und die PolitikerInnen? Um Schaden vom Image abzuwenden, wären sie die Seuche gerne wieder los. Was der menschlichen Psyche so gut gelingt (jedenfalls für eine Zeit): die Sorgen im Unbewussten zu vergraben, sollte doch auch rein physisch mit Atommüll zu machen sein? Vergraben und Vergessen, lautet der Plan, aus den Augen aus dem Sinn - jedenfalls für eine Zeit. Das nennen sie dann Entsorgen.
Als ginge das. Als ließe sich etwas entsorgen, das selber gar keine Sorgen hat.
Atommüll strahlt und das ist gefährlich. Wenn es ginge ihn zu entstrahlen, wäre die Politik fein heraus. Weil das aber nicht geht, haben sie sich die Köpfe zerbrochen, wie sie das ängstliche Volk anderweitig beruhigen können. Und dabei sind sie auf den Trick mit der Entsorgung verfallen.Eigens dafür hat die Politik sogar eine Behörde eingerichtet. „Wir verstehen die Ängste unserer Bürger“, heißt es da auf der Homepage. Und dann geht es sinngemäß weiter: „Sie können sich Ihrer Sorgen entledigen, wir haben das alles im Griff.“
Ihr BfS (Bundesamt für Seelsorge)
Antonia Uthe