Das Märchen mit dem verfluchten Wort
Auf drei Buchstaben („E“; „N“ und „D“)basiert ein Gerücht, das sich hartnäckiger hält als die Wirklichkeit. Ausgestreut wurde es von Atommüllproduzenten und Politikern, um die Illusion zu nähren, es gäbe tatsächlich eine sichere Möglichkeit Atommüll für Millionen von Jahren tief und nie mehr rückholbar in der Erde zu vergraben. Je öfter die Lobbyisten dieses Wort benutzen, desto mehr verankert es sich in den Köpfen der Menschen, solange bis diese glauben, es sei die Wirklichkeit.
Einen gewissen Hang zu Romantik hat die Atomlobby schon häufiger durchblicken lassen. Mutet doch das AKW Grohnde in der Beschreibung der Werbebroschüre von E.on Kernkraft fast wie ein verwünschtes Märchenschloss an. Und weil die Menschen immer den Wunsch haben, dass Geschichten gut ausgehen, haben Politiker das Märchen von der „Unterirdischen Atommüllverwahrung“ erfunden, und sie haben keine Steuergelder und Mühen gescheut, um ein altes Erzbergwerk zu finden, das zufällig nicht mehr benutzt wurde und nun zur letzten Ruhestätte für radioaktive Abfallstoffe umgebaut werden soll. - Doch handelt es sich hierbei um kein Märchen für Kinder und schon gar nicht um ein Märchen für Nachgeborene, denn hier soll der Atommüll lebendig begraben werden, und das wird er sich nicht gefallen lassen, sondern er wird rumoren im Schacht. Er wird sich einen Wege bahnen, um so schnell wie möglich wieder nach draußen zu gelangen…
Was aber, wenn die Politiker gar keine Märchen erzählen, die Atommüllproduzenten nicht täuschen, und wenn die drei Buchstaben gar keine Ende andeuten, sondern dahinter nur wieder eine dieser unverständlichen Abkürzungen steht? Ewig Nukleares Desaster, vielleicht?
Antonia Uthe