Newsübersicht

Antonias Wörterbuch

F – Freiputzen

Heimliche Vagabunden | Deutschland ist eine Dreiklassenmüllgesellschaft. Da wird fein säuberlich getrennt in Wertstoffmüll, Biomüll und Restmüll. Die bewährte Dreiteilung wurde auch für atomare Abfälle übernommen, nur dass hier in hochwärmeentwickelnde, schwachwärmeentwickelnde und freigegebene Abfälle unterschieden wird. Die freigegebene Art entspricht dem Wertstoffmüll und ist eigentlich gar kein Atommüll mehr, weil er aus dem Atomgesetz entlassen wurde und somit vogelfrei in der Gegend herumvagabundieren darf.

Die Betreiber von Atomfabriken sind natürlich daran interessiert, dass sie möglichst große Mengen ihrer Müllproduktion dieser Vagabunden-Klasse zuordnen, sie also „freigemessen“ lassen können. Nicht bloß, weil die Lagerung in den beiden anderen Klassen äußerst kostspielig ist, sondern auch weil sich darunter viele Wertstoffe wie Metalle befinden, die prima in der Jeansknopf- oder Autoproduktion verwendet werden könnten. Deshalb haben die Betreiber die Methode des Freiputzens erfunden. Radioaktivität wird einfach abgewaschen: Die Gegenstände werden bearbeitet mit Hochdruckreinigern, chemischen Mitteln oder allem was sonst an Spezialreinigern für so eine Art Frühjahrsputz taugt. Sie treiben das Spiel solange ihren Objekten nur  noch so wenig Radioaktivität anhaftet, dass sie quasi unter dem Grenzwert des Atomgesetzes hindurchflutschen.

Aber wo bleibt die Radioaktivität? Hat sie sich einfach in Luft aufgelöst? (Anm.: Hoffentlich nicht). Jeder, der schon einmal den Fußboden gewischt, ein Auto gewaschen oder Kind, das vom Spielen nach Hause kommt, gebadet hat, weiß, wie schmutzig anschließend das Wasser aussieht. Radioaktivität ist leider unsichtbar. Und kann so, weitgehend  unerkannt, weiter durch  Wasser und Luft vagabundieren,  tausend Jahre und länger, oder bis sie neue Wirte findet, wo sie sich anreichern und ihr Unwesen treiben kann.