(Fr., 10.05.19/SW) Ich habe mir einen Tag frei genommen, streiken traue ich mich (noch) nicht....ich bin eingeladen von einer Gruppe junger Leute aus Salzgitter und soll eine Rede halten auf ihrer ersten Demo. Kurz vor Ostern haben sie beschlossen, dass es auch in Salzgitter Schulstreiks für eine bessere Klimapolitik geben soll. Fridays for future - jetzt auch in SZ! Ein oder zwei Mal hatten wir uns vorher getroffen und das so verabredet. Danach habe ich nicht mehr viel gehört, alle kommunizieren hier über WhatsApp und Telegram, da bin ich raus...ein wenig skeptisch und vor allem gespannt fahre ich also zum Rathaus in Lebenstedt. Der Platz ist eine halbe Stunde vor Beginn der Kundgebung fast menschenleer, am Rande stehen ein paar Schüler rum, die eigentlich jetzt in der Schule sein müssten. Ob das alles klappt? Der einzig sichere Hinweis, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin, ist die Polizei mit ihren Streifenwagen. Kurz vor zehn kommen aus allen Himmelsrichtungen Schüler*innen verschiedener Altersgruppen, sogar eine Kindergartengruppe ist dabei, zeitgemäß gut gesichert durch niedliche Gelbwesten in Kindergröße. Sie gucken sich neugierig meine "KONRAD-stoppen-Weste" an, wieso ist denn die Sonne darauf rot? Die älteren bauen schnell einen Pavillon auf, eine mobile Lautsprecheranlage wird aufgedreht und fetzige Musik lockt weitere Neugierige an. Immer noch stehen alle etwas verschämt am Rande. Jetzt ist auch die Presse da, es werden erste Fotos gemacht und so langsam taut die Schüchternheit, stolz werden die selbstgemalten Pappschilder mit Sprüchen und Forderungen in die Kameras gehalten, hat sich also schon gelohnt die Mühe! Noch ein wenig Soundcheck und dann die offizielle Begrüßung. Jemand hat Zettel verteilt mit den Parolen zum Rufen, aber die müssen noch geübt werden und plötzlich wird es richtig laut in der Stadt. "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!" schallt es sicherlich auch bis in die obersten Etagen des Rathauses. Dann geht's los, der Demozug zieht einmal durch die zu dieser Zeit ziemlich belebte Innenstadt. Ich bleibe mit unserem Infostand auf dem Platz, spreche derweil mit ein paar älteren oder fußkranken Leuten und warte auf meinen "Einsatz". Schon von weitem hört man, wie sich die Demo wieder nähert, 300 bis 400 Teilnehmer*innen sind es wohl und sie sind richtig laut! Mittlerweile "sitzen" wohl auch die Parolen, immer wieder wird eine angestimmt. Während der Demo hat es genieselt und einige sind jetzt pudelnass, aber sie hatten offensichtlich Spaß und aus ihren Gesichtern strahlt Freude über diese erfolgreiche erste Demo. Dann kommen die Reden, alle schön kurz und knapp, viele hören aufmerksam zu. Es geht um Waldpatenschaften, den Schulterschluss zwischen Anti-AKW- und Klimabewegung, den Öffentlichen Nahverkehr und vieles mehr. Mein persönlicher Favorit war ein ca. 10-Jähriger, der ganz spontan und mutig das Mikro in die Hand nahm und mal "was sagen wollte...dazu...dass immer alle sagen, wir wären zu jung". Sein Statement: "Es ist doch egal, ob jung oder alt, Fahrrad fahren kann doch jeder, also kann auch jeder was für die Umwelt tun". Etwas beschämt trolle ich mich nach dem Abbau unseres Infostandes mit all dem Kram wieder zu meinem Auto und denke darüber nach, ob ich das nicht auch mit einem Lastenfahrad hätte organisieren können... Der nächste "friday for future" ist am 24. Mai! |
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