(Mi., 29-04-15/Di) Vertreter der Regionalkonferenz Grohnde haben Niedersachsens Umweltminister Wenzel (GRÜNE) am Montag im Rahmen einer Aktion vor seinem Ministerium aufgefordert, „endlich seinen atomrechtlichen Pflichten nachzukommen und die Maßnahmen anzuordnen, die erforderlich sind, um die im AKW Grohnde bekannten Schwachstellen und Sicherheitslücken zu beseitigen.“ Ein Jahr zuvor waren an dieser Stelle 4000 Unterschriften übergeben worden, mit denen besorgte BürgerInnen forderten, den Reaktor nach der desaströsen Revision nicht wieder ans Netz gehen zu lassen. Seither ist die Liste der Mängel und Probleme eher länger geworden. Besonders kritisiert wurde der Umgang der Atomaufsicht mit einer Mängelliste, die die Regionalkonferenz dem Minister zu seinem Amtsantritt im Februar 2013 überreicht hatten.
In dieser ToDo-Liste für den Minister hatten die Kritiker in 30 Punkten penibel aufgelistet, welche Mängel der Betreiber bis dato nicht abgestellt hatte. Eine erste, ziemlich blumige Beantwortung kam nach etwa einem Jahr. Zur Position „Nachrüstung eines unabhängigen Kühlsystems am Brennelement Lagerbecken. Ein Strang sollte vollständig verbunkert und hochwassergeschützt sein“, hieß es da etwa: Befindet sich noch in der Bewertung des NMU. Oder zur „Nachrüstung des Systems der Druckentlastung des Sicherheitsbehälters unter Berücksichtigung des Ausfalles der kompletten Wechselstromversorgung“: Ist in Bearbeitung und wird im Aufsichtsverfahren vom Ministerium verfolgt. Weitere Nachfragen blieben ohne Erfolg, obwohl es sich um durchaus gravierende Probleme handelt.
In diesem Frühjahr dann hatte die belgische Atomaufsicht alle Länder mit Atomanlagen gewarnt, die Korrossionsgefahr nicht zu unterschätzen. Bei Untersuchen der Reaktordruckbehälter in den belgischen Reaktoren Doel 3 und Tihange 2 mit neuen Verfahren waren 16.000 bis zu 80cm lange Risse festgestellt worden. Man müsse davon ausgehen, dass es sich um ein weltweites Phänomen handele, meinte Beus. Gerade für Grohnde könnte dies relevant sein.
- Redetexte: [Karsten Schmeißner] [Joachim Müller-Blanck]
Der Minister war nicht selbst gekommen, sondern ließ seinen Pressesprecher Zimmeck ein 29seitiges Papier verteilen [hier online ], was er in den letzten zwei Jahren alles zu Grohnde gemacht habe. „Schade, dass die Anti-AKW-Bewegung keine Fleißbildchen verteilt“, meinte Peter Dickel von der Arbeitsgemeinschaft, „wir erwarten von der Atomaufsicht öffentlich nachvollziehbare Ergebnisse zu den offenen Frage. Das Ende der gerade laufenden Revision am 1. Mai wäre ein guter Zeitpunkt.“ Außerdem muss Wenzel bis Ende Juli über einen Antrag von Anwohnern entscheiden, dem AKW die Betriebsgenehmigung zu entziehen. [mehr zur geplanten Grohnde-Klage ]
Berichterstattung [RTL Nord] [TAZ ] [kreiszeitung.de ]