Newsübersicht

Antonias Wörterbuch

K – Konditionierung

Was haben Hunde mit Atommüll zu tun?

 

Fachsprachen sind Geheimcodes für Eingeweihte. Laien werden ausgeschlossen. „Konditionierung“ ist beispielweise einer dieser Fachbegriffe. In der Atomindustrie bezeichnet er die Bearbeitung von Atommüll, bevor dieser einer endlichen Verwahrung zugeführt werden soll. Was bei diesem Vorgang genau passiert, bleibt jedoch im Verborgenen. Was ist Konditionierung? Bei meiner Recherche bin ich zunächst ständig über den Pawlowschen Hund gestolpert. Jenem Tier, dem sofort das Wasser im Mund zusammenläuft, wenn ein Glöckchen zur Mahlzeit läutet, auch wenn es hinterher gar nichts zu Fressen gibt. Sein Speichelfluss ist einfach ein Ausdruck der Vorfreude. In der Atommüllfrage bringt mich das jedoch nicht weiter.

Im Lateinischen Wörterbuch finde ich unter „condire“: würzen, zubereiten, einlegen. Eine Art der Haltbarmachung also. Als wäre der strahlende Abfall nicht bereits haltbar genug und krebserregender als Pökelsalz dazu.

„Konditionen“ kämen noch in Frage: das Aushandeln und Anpassen von Bedingungen. Hierbei handelt es sich um eine politische Variante, deren angestrebtes Ziel der Konsens ist. Da die Verwahrung von Atommüll nicht nach Gefährlichkeit, sondern nach Volumen bezahlt wird, dienen solche Konditionen dazu radioaktive Strahlung auf möglichst geldsparende Weise zu verdichten.

Aber wenn ich es recht bedenke, scheint die Verhaltensbiologie mit ihrem Pawlowschen Hund dem Konditionierungsbegriff doch am nächsten zu kommen. Der Hundekörper als eine Art Blackbox, die Unsichtbares, in diesem Fall Gefühle und Emotionen enthält, welche erst durch den Speichelfluss des Hundes interpretierbar werden. Und sind Atommüllfässer nicht auch Blackboxes? Nur der  Befüller kennt ihren wahren Inhalt. Erst wenn etwas herauskommt, der Assemüll ist da ein gutes Beispiel, lässt sich sagen, was die Fässer wirklich enthalten haben.

Antonia Uthe