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Antonias Wörterbuch

N - Natürliche Hintergrundstrahlung

Quellen der Natur | Natürliche Hintergrundstrahlung, das hört sich irgendwie nach indirekter Beleuchtungan. Nach Kulisse, die uns gar nicht berührt, sich dezent im Hintergrund hält und deren einziger Zweck darin zu bestehen scheint, uns recht in Szene zu setzen. Und sie ist „natürlich“ also gesund.

Jedenfalls nährt die Werbung gern den Mythos, von Gesundheit durch pure Natur. Nahrungsmittel beispielsweise, in bukolischem Ambiente präsentiert, sollen gesundheitsfördernde Frische und vollendeten Wohlgeschmack verheißen, auch wenn dieser von Geschmacksverstärkern der übelsten Sorte herrührt.

Den Mythos, dass „natürlich = unschädlich“ sei, versucht die Atomlobby zu durchkreuzen. Denn ungefährlich sei das Künstliche, nicht das Natürliche. Und selbstverständlich sei natürliche Hintergrundstrahlung per se weder ungefährlich noch heilsam. Im Gegenteil, könne diese Strahlung kosmisch oder terrestrisch jedenfalls ganz natürlich in die Welt gelangt, auch Krebs erzeugen. Einer wird krank, der andere nicht. Es ist eben Schicksal, wen es trifft. Die Strahlenexposition, die durch die Atomindustrie entstehe, also die Künstliche, sei vollkommen unbedenklich, dass niemand davon zu Schaden kommen könne und wenn, zumindest sei der Schaden vernachlässigbar gering. Die Atomlobby könne da wohl kaum zur Verantwortung gezogen werden.

Müssen wir nun die Natur abschaffen?
Denn die durchschnittliche Strahlenbelastung in Deutschland steigt. Lange lag der Wert bei 2,0 Millisievert pro Jahr und Kopf. Und urplötzlich, wie Siemens auf einer Internetseite bekannt gibt, liegt die Zahl bei 2,4?

Wo kommt die her? Sind da Marsmännchen im Spiel, die Bogenschießen mit Strahlen üben? Zwerge, die Radon aus Gestein lösen und in die Gegend verstreuen? Oder ist ihr Anstieg etwa doch jenen „künstlichen“ Ausreißern geschuldet, die sich bei Unfällen einen Weg in die Atmosphäre bahnen, oder sich einfach nur ganz klammheimlich durch Schornsteine und Risse aus Atomanlagen gestohlen haben, um sich ganz unauffällig unter ihre natürlichen Kollegen zu mischen?

Antonia Uthe