Harmlose Fastnichtse | Atomanlagen brauchen nichts zu fürchten. Jedenfalls verspricht der neue schwarz-rote Koalitionsvertrag alles zu tun, um sie vor Sabotage- und Terrorakten zu schützen. Doch wer schützt eigentlich Menschen vor Atomanlagen? Wer schützt uns Lebewesen vor den Radionukliden, die permanent durch Abluft, Kühlwasser und terrorsichere Zäune entweichen; die sich, während wir Essen, Trinken und Atmen, klammheimlich in unsere Körper einschleusen, Zellen torpedieren und Gene sabotieren?
Niedrigstrahler heißen sie, weil sie mit ihrer Strahlung allein nicht weit kommen (sich allerdings gern transportieren lassen). Und weil niemand tot umfällt, jedenfalls nicht sofort, wenn er sie einatmet oder schluckt. Deshalb werden diese radioaktiven Elemente von Atompolitik und -industrie als gefahrlose „Fastnichtse“, als Penner unter den Nukliden gehandelt. Als solche, sind sie natürlich keiner Beachtung wert.
Dabei weiß die Atomwirtschaft genau, wen sie da leichten Sinnes durch Schutzzäune und Schornsteine entkommen lässt. Und auch die Politiker wissen, dass sie es nicht mit harmlosen Pennern zu tun haben, sondern mit wahren Schläfern. Reines Unterstatement also. Doch auf diese Weise können sie sich ungestört in ihre Wirtswesen, nämlich uns, einnisten, um ihre grausigen Aktivitäten voranzutreiben. Hierbei werden gesunde Zellen in Krebs verwandelt oder Gene dauerhaft geschädigt. Die Atomlobbyisten können trotzdem ruhig schlafen, denn wo nichts untersucht wird, kommt auch nichts heraus. So bleiben die Täter ungeschoren
Dabei wissen sie genau, bis die Wirkung der Niedrigstrahler ans Licht kommt, das dauert seine Zeit: Der Krebs bricht erst nach Jahren aus, die genetischen Schäden äußern sich frühestens in der nächsten Generation, in der übernächsten, potenzieren sie sich sogar. Aber das ist ja nun wirklich noch lange hin und wen kümmert es dann noch?
Die Täter leben ungestört weiter und erzählen ihre Märchen von den harmlosen Fastnichtsen und wenn sie längst eines natürlichen Todes gestorben sind, dann wirkt ihr Gift noch weiter.
Antonia Uthe