(Do, 26.9.18/MN) Für olympische Spiele in Tokyo, die die Gefahren von Fukushima nicht verschweigen. Mit diesem Titel fand am 14. und 15.September in der Dortmunder Auslandsgesellschaft eine Deutsch-Japanische Konferenzmit statt mit Referenten und Teilnehmern aus Japan als auch aus Deutschland.In der Region „Weltatomerbe Braunschweig Land“ gab es in den letzten Jahren kontinuierlich Veranstaltungen und Aktionen, die an die Reaktorkatastrophe in Fukushima erinnerten und den Zusammenhang zur kritischen Situation der Atomprojekte in unserer Region hergestellt haben. So war es nur konsequent, dass Vertreter bzw. Aktive aus unserer Region Weltatomerbe Braunschweig Land“ an der Konferenz teilnahmen.
Paul Koch (für den Arbeitskreis Japan) war im Organisationsteam für die Programmgestaltung beteiligt und hatte zusammen mit der japanischen Aktivistin Shinobu Katsuragi (Mülheim/Ruhr) die Konferenzleitung. Marianne Neugebauer nahm für die Arbeitsgemeinschaft Schacht KONRAD teil und war am ersten Abend als Diskutantin mit auf dem Podium zum Gespräch über: „Was bedeutet die aktuelle Situation in Japan für Sportler und Besucher“ eingebunden und berichtete über Situation und Protest in der Region Weltatomerbe Braunschweig Land.
Wichtig war am ersten Tag die Fragestellung: „Was passiert in Japan nach Fukushima?“ - Ein interdisziplinärer Überblick. Am zweiten Tag war der Blick fokussiert auf die Fragestellung: „Was planen zivilgesellschaftliche Initiativen für das Jahr der Olympischen Spiele in Tokyo, damit Fukushima nicht verschwiegen wird?“
Bereits in 2013 traf im September 2013 das Internationale Olympische Komitee, knapp anderthalb Jahre nach der Katastrophe, die Entscheidung, dass Japan bzw. Tokyo von 5 Austragungsorten den Zuschlag bekommt. Rom zog vorher seine Bewerbung für 2020 zurück; auch für Japan hätte die Möglichkeit bestanden. Nun wird Fukushima selbst zum Austragungsort von Wettkämpfen und wird die Baseball- und Softballwettbewerbe ausrichten.
Auch der olympische Fackellauf hat Fukushima am 26. März 2020 als Ausgangspunkt in Japan und startet im Sportzentrum J-Village. Dort waren nach der dreifachen Katastrophe (Erdbeben und den daraus resultierenden Tsunami ausgelösten Havarie von drei Reaktoren Fukushima Daiichi) Arbeiter untergebracht, die im betroffenen Atomkraftwerk radioaktive Abfälle beseitigten. Die Teilnehmer der Konferenz kritisierten in ihrer gemeinsamen Abschlusserklärung, die Rückführungspolitik der japanischen Regierung in vormals evakuierte Gebiete in Reichweite zum havarierten Atomkraftwerk Fukushima Daiichi auf Basis einer äußerst problematischen Grenzwerterhöhung für zu tolerierende zusätzliche Strahlungsexposition von vormals 1 Millisievert auf 20 Millisievert pro Jahr. Die Olympischen und Paraolympischen Spiele Tokyo 2020 stehen nicht auf Seiten der Betroffenen der Atomkatastrophe und der noch immer auf der Flucht befindlichen mehr als 40.000 Menschen, sondern auf Seiten eines politischen Systems, das weiter auf Atomkraft setzt und alles tut, um die Fukushima-Katastrophe als beherrschbar und bereits überwunden darzustellen“.
Die Sorgen der Menschen um ihre Gesundheit, die von der Regierung aufgefordert sind in die Region zurückzukehren, sind berechtigt. Messungen von Greenpeace im Herbst 2018 in Fukushima hatten folgende Ergebnisse: Bei 10 Prozent der Messungen an 17.000 Stellen wurde eine Strahlung vom bis zu 100-fachen des offiziellen Dekontaminationsziels von 0,23 Mikrosievert pro Stunde festgestellt. An fast allen Stellen lag die Radioaktivität über dem international empfohlenen Grenzwert für Kinder von jährlich 1 Millisievert.
„Niemand kümmert sich mehr um die Folgen des Atomunfalls, sodass wir unsere Sorgen wegen der Radioaktivität unterdrücken müssen“, klagt Noriko Tanaka von der Organisation „Mothers’ Radiation Lab“. https://www.cicero.de/aussenpolitik/olympische-spiele-tokio-2020-unweit-von-fukushima/55691
Im September berichteten verschiedene Medien, dass das kontaminiertes Wasser aus den Kühlleitungen, mehr als eine Million Tonnen in rund 960 Tanks, gesammelt. Die Speicherkapazitäten dafür das Wasser sind bis 2022 erschöpft. Der japanische Umweltminister Yoshiaki Harada setzt einen alten Vorschlag wieder auf die Agenda, nämlich das Wasser ins Meer zu entleeren und zu verdünnen.
Mitnichten ist alles unter Kontrolle, wie es die japanische Regierung auch der Weltöffentlichkeit mit der Durchführung der Olympischen Spiele die Spiele im kommenden Jahr (24. Juli bis 9. August) als "Spiele des Wiederaufbaus" weismachen will.
Daher forderten die Teilnehmer der Konferenz die Medien dazu auf in ihrer Berichterstattung, zu Tokyo 2020 die Betroffenen der Atomkatastrophe gebührend zu Wort kommen zu lassen.