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Transport-Studie zu KONRAD ungenügend

(Mo., 11.02.13/SW) Strahlenschutzexperte Wolfgang Neumann stellt gutachterlich fest, dass die Datengrundlage und Methodik der Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) derart angesetzt wurden, dass ein von den Atommülltransporten nach Schacht KONRAD ausgehendes Risiko für die Bevölkerung „klein“ gerechnet wurde. Umweltausschuss weist sie deshalb einstimmig zurück und fordert das Bundesamt für Strahlenschmutz (BfS) auf, hier erkennbar nachzubessern..

Da die Atommülltransporte aus dem Planfeststellungsverfahren für KONRAD durch Weisung des damaligen Bundesumweltministers Töpfer ausgeklammert waren, hatte das BfS eigens zu dieser wichtigen Fragen eine Studie in Auftrag gegeben, die von der GRS (Gesellschaft für Reaktorsicherheit) in den Jahren 1991 und 2009 erstellt und 2010 veröffentlicht wurde. Da diese Studie für die Stadt Salzgitter, auf deren Gebiet sich die meisten Transporte abwickeln würden, als Grundlage dient, die Bevölkerung sowohl bei bestimmungsgemäßen Gebrauch vor Dauerstrahlung zu schützen, aber auch für mögliche Unfallszenarien Katastrophenschutzpläne zu entwickeln und Rettungskräfte, Feuerwehren und Krankenhäuser zu schulen und vorzubereiten, hat die Studie für die Verwaltung ein sehr hohe Bedeutung. So wurde der Vorlage der Studie GRS 2010 durch die Genehmigungsbehörde nicht blind Glauben geschenkt, sondern eine zweite Meinung von einem unabhängigen Wissenschaftler eingeholt. Der Dipl.-phys. Wolfgang Neumann kam zu bedenkenswerten Ergebnissen.

Als Datengrundlage für die Strahlungsintensität wurde eine Erhebung der Anlieferer zu Grunde gelegt, die quasi von nostalgischen Werten ausgeht. „Aufgrund der Kostenoptimierungsbestrebungen der Abfallerzeuger ändert sich die radiologische Charakterisierung der Abfallgebinde durch neue Konditionierungs- bzw. Verpackungsmethodik ständig in Richtung Ausschöpfung der zulässigen Werte“ fast Neumann zusammen. Ebenso blende die verwendete „probabilistische“ also wahrscheinlichkeitsbasierte Methodik seltene – aber mögliche – Ereignisse aus.

Die Anlieferungsszenarien mit 80% Schienentransport und 20% Straßentransport gehen an der Verkehrsrealität des Stadtgebiets Salzgitter und den Praktiken der Abfallerzeuger vorbei. Da der Transport per LKW ein höheres Risiko berge, kommt die GRS hier zu verharmlosenden Ergebnissen. Bei der Berechnung der Strahlendosis, die auf die anwohnende Bevölkerung und das Personal zukäme, wird die durch den Betrieb von Schacht KONRAD auftretenden Dosis oder die permanent steigende sog. „Hintergrundstrahlung“ nicht mit berücksichtigt, die Transportstrahlung wird isoliert betrachtet, um zu dem Ergebnis zu kommen, dass hier sog. „Grenzwerte“ eingehalten werden.

Für mögliche Unfallszenarien wird die Auswirkung auf die Stadtteile Salzgitters nicht benannt. Neumann ermittelte hier unter Zugrundelage der Hauptwindrichtung ein deutlich erhöhtes Risiko für Üfingen und Steterburg bei Bahntransporten, bei einem LKW-Unfall auf der A39 je nach Unfallort neben diesen beiden aber auch für die Stadtteile Lebenstedt, Beddingen, Bruchmachtersen, Engelnstedt und Sauingen.

Außerdem mahnt das Gutachten an, dass mögliche Anschläge auf die Transporte bei den Unfallszenarien gar nicht berücksichtigt wurden. Zusammenfassend musste festgestellt werden, dass auf Grundlage der GRS-Studie keine sinnvolle Entscheidung der Stadt Salzgitter für notwendige Vorsorgemaßnahmen getroffen weden kann. Der Rat und der Oberbürgermeister fordern deshalb im Interesse der maximalen Sicherheit der Bevölkerung der Stadt Salzgitter das Bundesamt für Strahlenschutz auf, die Transportstudie neu überarbeiten zu lassen.