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Antonias Wörterbuch

W – Wertstoff

Rumpelstilzchens Atommüllspinnerei | Dinge haben keinen Wert an sich. Ihr Wert wird ihnen von Menschen zugeteilt und resultiert aus Angebot und Nachfrage – meistens jedenfalls. Zuweilen reicht das bloße Rühren in der börsianischen Gerüchteküche aus, um den Wert eines Stoffes zu steigern. Warum Stroh von geringerem Wert ist als Gold, liegt wohl daran, dass es nicht nur mehr davon gibt, sondern das Stroh die Fähigkeit besitzt nachzuwachsen. Nur was selten ist, ist kostbar. 

Nun ist Atommüll weder einzigartig noch kostbar, sondern kostpielig. Zudem liegt er überall herum und niemand will ihn haben. Da muss man schon ein Rumpelstilzchen haben, dass einem den Atommüll zu Wertstoff spinnt.

Urenco, die Urananreicherer in Gronau scheinen ein solches Männchen zu haben. Zwar konnten sie ihre uranhaltigen Abfälle Jahre lang in Russland unterbringen, doch das deutsche Atomgesetz verhängte ein Verbot aller Atommüllexporte und Urenco drohte auf einem Atommüllberg sitzen zu bleiben. Da kam der rumpelstilzische Plan ins Spiel: Dieser erklärte Atommüll wegen seines Urangehaltes kurzerhand zuWertstoff, sodass er fortan und unbehelligt die Grenzen passieren konnte. Man munkelte, da habe sogar der damalige Umweltminister Gabriel seine Hand im Spiel gehabt.

Indes diese muntere Reistätigkeit währte nicht lange. Denn sowohl deutsche als auch russische Umweltschützer begehrten auf und auch die russische Firma Tenex war inzwischen ausreichend mit Uranmüll versorgt, sodass die Transporte eingestellt wurden.

Urenco jedoch produziert fleißig weiter an ihrer „Wertstoffreserve“. Was aber, wenn das Schule macht? Wenn  auf wundersame Weise der gesamte deutsche Atommüll in Wertstoff verwandelt würde? Die Bundesregierung wäre mit einem Schlag alle Sorgen los. Es könnte nach Herzenslust exportiert werden und die Stellungnahme des Wirtschaftsministers? Darüber lässt sich nur spekulieren.

Antonia Uthe