Nachruf

Im November diesen Jahres haben wir zwei langjährige Mitstreiter verloren. Unser Mitgefühl und Beileid gilt ihren Angehörigen.

Wir trauern um Karsten Schümann

Gründungsmitglied der Vallstedter gegen KONRAD

Wir trauern um Rolf Bertram

Wenn Rolf Bertram sich aus dem Publikum erhob, wurde es immer ganz still im Saal. Menschen, die ihm persönlich begegnet sind, werden ihn sicher niemals vergessen, denn er war nicht nur eine imposante Erscheinung, sondern vor allem eine beeindruckende Persönlichkeit. Was er zu sagen hatte, warf immer wieder einen neuen Blick auf die Gesamtproblematik, fokussierte einen bisher weniger beachteten Aspekt und war immer ein eindringlich mahnender Hinweis aus wissenschaftlicher Sicht.

Selbst im hohen Alter nahm er Konferenzen und Debatten teil. Unser Foto zeigt ihn im Januar 2016 während einer Podiumsdiskussion mit der damaligen Umweltministerin Hendricks. Er betonte dabei, dass er die Inbetriebnahme von KONRAD für einen eklatanten Fehler hält, und forderte, dass das Planfeststellungsverfahren revidiert werden müsse.

Rolf Bertram war seit Anfang der 70er-Jahre überzeugter Atomkraftkritiker. Er lehrte und forschte als Professor für physikalische Chemie an der TU Braunschweig und war viele Jahre im wissenschaftlichen Beirat der AG Schacht KONRAD, mehr als zehn Jahre Mitglied der AGO (Arbeitsgruppe Option Rückholung) im Begleitprozess der Asse 2 und Verfasser zahlreicher Gutachten u.a. zu Gorleben, Schacht KONRAD und Asse 2. Er gilt als einer der wenigen Experten im Bereich der durch Atomanlagen verursachten Strahlenschäden, vermittelte in unzähligen Vorträgen – auch für Laien verständlich – seine wissenschaftliche Kritik und ertrug unerschütterlich damit für ihn einhergehende Nachteile und Anfeindungen.

Anlässlich einer Demonstration in Göttingen zum Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Fukushima im Jahr 2018 sagte er einer Journalistin im stolzen Alter von 87 Jahren: „Aufgeben ist für mich nicht drin!“

In der Nacht zum 7. November ist Rolf Bertram in seinem 93. Lebensjahr friedlich eingeschlafen. Wir sind sehr dankbar für die vielen Begegnungen und Gespräche mit ihm und werden ganz in seinem Sinne weiter aktiv bleiben, denn auch für uns ist „Aufgeben nicht drin“!